(ots) - Laut UNO-Statistik verhungert in der südlichen
Hemisphäre alle fünf Sekunden ein Kind unter zehn Jahren, beklagt der
Schweizer Soziologe Jean Ziegler in einem Interview der in Berline
erscheinenden überregionalen Tageszeitung "neues deutschland"
(Mittwochausgabe). "Eine Milliarde Menschen sind permanent
schwerstens unterernährt." Der langjährige UNO-Sonderberichterstatter
für das Recht auf Nahrung und heutige Vizepräsident des beratenden
Ausschusses des UN-Menschenrechtsrats nennt Hunger einen
"Massenmord", für den "die weltweite Diktatur der Oligarchien des
globalisierten Finanzkapitals" verantwortlich sei. "Die 500 größten
transkontinentalen Privatkonzerne kontrollierten im vergangenen Jahr
52,8 Prozent des Weltbruttosozialproduktes. Sie haben eine Macht,
politisch, ökonomisch, finanziell und ideologisch, wie sie noch kein
König, kein Kaiser, kein Papst in der Geschichte der Menschheit je
innehatte. Sie entfliehen jeglicher nationalstaatlicher,
internationaler und gewerkschaftlicher Kontrolle. Sie bestimmen die
Güterverteilung", so Ziegler.
Ziegler fordert den Sturz der gegenwärtigen Weltordnung, die er
eine "kannibalische" nennt. Ãœberall formiere sich Widerstand. "Eine
neue planetarische Zivilgesellschaft ist im Entstehen." Dazu zählt
der bekannte Globalisierungskritiker u.a. Attac, Greanpeace und die
Landlosenbewegung.
Vom Deutschen Bundestag konkret erhofft sich Ziegler ein Verbot
der Börsenspekulation auf Grundnahrungsmittel. Von
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble erwartet er, dass jener im
Juni in Washington auf der Generalversammlung des Weltwährungsfonds
"einmal nicht für die Gläubigerbanken in Frankfurt und London stimmt,
sondern für die hungernden Kinder und für eine Totalentschuldung der
50 ärmsten Länder der Welt."
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