(ots) - Die Spitze des Bundesverteidigungsministeriums war
spätestens seit Januar 2011 über mögliche Mängel des Sturmgewehrs G36
informiert. Das berichtet das Hamburger Magazin stern in seiner am
Donnerstag erscheinenden Ausgabe unter Berufung auf einen geheimen
Bericht des Bundesrechnungshofs vom Juni 2014.
Sonderermittler des Verteidigungsministeriums berichteten demnach
bereits Ende Januar 2011 dem damaligen Staatssekretär Rüdiger Wolf
über anonyme Vorwürfe und einen möglichen Konstruktionsmangel des
Gewehrs. Bei großer Hitze "wie in Einsatzgebieten in Afghanistan oder
am Horn von Afrika" könne sich die Waffe verformen. Das erzeuge
unkontrollierbare Trefferbilder.
In der anonymen Anzeige wurde laut Rechnungshof auch behauptet,
die Mängel der Waffe seien von Anfang an bekannt gewesen, Tests seien
jedoch manipuliert worden. Die Ermittler warnten den Staatssekretär
bereits 2011, dass "Leib und Leben" von Soldaten im Auslandseinsatz
"gefährdet werden könnten", wenn sich die Hinweise bestätigten.
Laut dem Prüfbericht des Rechnungshofs fand auch das
Wehrwissenschaftliche Institut der Bundeswehr Hinweise auf
Merkwürdigkeiten. In der Kunststoffmischung der Gehäuse der
Seriengewehre ließ sich der Zusatzstoff Polyethylen nachweisen, der
die Verformung der heißen Waffe befördern könne.
Das von der Firma gelieferte Vorzeigemodell, der sogenannte
Abnahmedemonstrator aus dem Jahr 1993, mit dem die Bundeswehr von der
Alltagstauglichkeit der Waffe überzeugt wurde, enthielt dagegen noch
kein Polyethylen. Dieser Kunststoff ist billiger als der Werkstoff
Polyamid, aus dem das Gewehr ansonsten besteht. Die Herstellerfirma
Heckler & Koch ließ Fragen des stern zu Manipulationswürfen
unbeantwortet. Auch das Verteidigungsministerium äußerte sich nicht
und verwies auf gegenwärtig noch laufende Untersuchungen.
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