(ots) - Noch ein Vorfall wie in Ferguson - das ist der
erste Gedanke. Die brutale Polizeigewalt gegen den unbewaffneten
Walter Scott in North Charleston scheint dem Muster zu entsprechen,
das in dem Schwarzen-Vorort von St. Louis wochenlange Unruhen
auslöste. Doch während in Ferguson Polizei und Justiz alles dazu
taten, den Beamten vor einer Strafverfolgung zu schützen, stellt sich
die Situation in North Charleston ganz anders dar: Der Todesschütze
Michael Slager sitzt hinter Gittern und wird sich wegen Mordes
verantworten müssen. Diese Reaktion in North Charleston demonstriert
die gewachsene Sensibilität in den USA im Umgang mit Polizeigewalt.
Und liefert einmal mehr ein Anschauungsbeispiel dafür, wie hilfreich
die Verpflichtung zum Tragen von Körperkameras bei Beamten im Einsatz
sein könnte. Gelöst sind die strukturellen Probleme, die zu solchen
Übergriffen führen, jedoch längst nicht. Auch in North Charleston
besteht die bedenkliche Situation, dass die Zusammensetzung der
lokalen Polizei nicht im Entferntesten die Nachbarschaften
reflektiert, in denen sie Dienst tut. Darüber hinaus fehlt ein
Register, das den tödlichen Schusswaffengebrauch von Beamten national
erfasst. Dieses dürfte die traurige Realität zu Tage fördern, dass
ein Durchgreifen der Justiz wie in North Charleston bisher die
seltene Ausnahme, nicht die Regel ist.
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