(ots) - Die Diskussion, wie das Fernsehgeld in der
Fußball-Bundesliga verteilt werden soll, ist alt und doch neu. Immer
wieder mal haben Klubs die Frage aufgeworfen, ob die Millionen aus
der TV-Vermarktung nicht anders gesplittet werden sollten. Nie aber
stand die Liga dabei so unter Spannung wie jetzt. Die Unterschiede
zwischen den Vereinen an der Spitze der Tabelle und denen, die an
Abstiegsangst leiden, wachsen von Jahr zu Jahr. Man muss diese immer
klarere Spaltung der Liga nicht beklagen, denn der Profifußball ist
keine Wohlfahrtsveranstaltung, sondern ein Geschäft. Aber diskutieren
darf man sie allemal, schon weil ein zu starkes Gefälle in der Liga
zu Langeweile führt und damit auf Dauer das Geschäft schädigen wird.
Es gibt in dieser Debatte nicht eindeutig Gut und Böse. Es gibt nur
verschiedene Interessen, die immer schwerer miteinander zu
vereinbaren sind - eben weil die Klubs sich immer weiter voneinander
entfernen. Der FC Bayern und Werder Bremen etwa treten zwar noch in
der Bundesliga gegeneinander an, sie spielen aber in Wahrheit längst
in verschiedenen Welten, sie leben in verschiedenen Realitäten: Die
Münchner zählen zu Europas Elite, sie messen sich mit Real Madrid und
dem FC Barcelona, mit Manchester United, dem FC Chelsea und Paris St.
Germain. Die Bremer sind schon froh, wenn sie gegen jene Münchner
nicht untergehen; in den zwei Duellen dieser Saison haben sie 0
Punkte und 0:10 Tore erspielt - eine Bilanz, die ihre sportliche,
finanzielle und strukturelle Unterlegenheit realistisch beschreibt.
Wenn das Fernsehgeld im deutschen Profifußball nach neuen Kriterien
verteilt würde, kämen die Bremer den Bayern deshalb nicht ernsthaft
näher. Aber sie und andere Traditionsklubs in der Liga stünden ein
wenig besser da im Vergleich zu von Konzernen oder Mäzenen
gepäppelten Emporkömmlingen wie dem VfL Wolfsburg oder 1899
Hoffenheim. Dieser Konflikt zwischen Alteingesessenen und Neureichen
verleiht der Debatte ihren Reiz, denn er rührt an einer sehr
grundsätzlichen Frage. An der Frage, was im Sport am Ende zählen
soll: die Fakten auf dem Platz oder die Zuneigung im Publikum? Der
Erfolg oder die Liebe? Wenn die Liga es schaffte, diese Frage modern
und zeitgemäß zu beantworten, dann wäre sie auf ihrem Weg in eine
gute Zukunft einen erheblichen Schritt weiter.
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