(ots) - Wir stumpfen ab. Vergangene Woche waren es 400 Tote,
jetzt 700. Wo beginnt unser Mitgefühl? Wann handeln wir? Bei 1000
Leben? Oder gar nicht? Für die Flüchtlinge im Mittelmeer setzen wir
kein halbmast. Wir halten uns für zivilisiert. Christlich. Sozial.
Unsere Industrie investiert in die Entwicklung eines einzigen neuen
Automodells zig Milliarden Euro. Unsere Ingenieure werden gelobt für
ihre Genialität. Aber wenn wir Menschenleben retten sollen, fällt uns
nichts ein. Außer: Können wir uns nicht leisten. Und: Wir können
nicht die ganze Welt retten. Reichen Ausländern rollen wir den roten
Teppich aus. Aber die Flüchtlinge aus Afrika sind arm. Und deswegen
ertrinken sie im Mittelmeer.
Nein, das wird jetzt keine Sonntagspredigt. Davon haben wir genug
gehört. Wir brauchen Erste-Hilfe-Taten: Die EU muss das
Seenotrettungsprogramm Mare Nostrum, das Italien aus Kostengründen
beendet hat, sofort wieder aufnehmen, und zwar verbunden mit einer
umfangreichen finanziellen Aufstockung. Mehr Schiffe und eine bessere
Satellitenüberwachung sind nötig, um die Flüchtlinge von den
gefährlichen Seelenverkäufern zu retten. Übrigens: Die EU ist keine
anonyme Masse; entscheidend sind in Brüssel die Regierungschefs. Also
auch und vor allem die Christdemokratin Angela Merkel. Wir müssen
mehr Kapazitäten in eine Informationsoffensive vor Ort, also in
Afrika, stecken. Nur das Wissen, dass die Überfahrt gefährlich ist
und in Europa nicht das gelobte Land wartet, kann helfen, Menschen
davon abzuhalten, ihr Leben einem Schleuser anzuvertrauen.
Wir sind nicht in der Lage, Afrika zu befrieden und alle
Glaubenskriege zu schlichten. Aber: Wir können diese Menschen doch
nicht einfach ersaufen lassen.
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