(ots) - Irren mag menschlich sein. Doch diese Floskel ist
fehl am Platz, wenn es sich um einen Justizirrtum handelt, der
Menschenopfer im großen Stil fordert. So wie in den USA, wo Gerichte
in den vergangenen 40 Jahren offenbar Aberhunderte Fehlurteile
gefällt haben - aufgrund unzureichender Haaranalysen ohne
zweifelsfreien DNA-Abgleich. Unter den mutmaßlichen Justizopfern
dürften auch unschuldig zum Tode verurteilte Angeklagte sein.
Eklatant lange haben sich die US-Strafverfolgungsbehörden Zeit
gelassen, um die bereits vor drei Jahren aufbrandenden Bedenken
bezüglich der im Wortsinne haarigen Beweisführung der Bundespolizei
FBI zu bestätigen. Nun ist eine Welle von Berufungsverfahren zu
erwarten. Doch die zeitaufwendige Prüfung von Indizienprozessen, die
diesen Namen nicht verdient haben, wird den zu Unrecht zu
Gefängnisstrafen Verurteilten keine Minute ihrer Freiheit
zurückgeben, den Hingerichteten schon gar nicht ihr Leben. Die
fatalen Forensik-Fehlleistungen rücken ein Rechtssystem ins
Zwielicht, das seine Fürsprecher als fundiert, effizient und
ausgewogen würdigen. Diese drei Attribute aber sind durch den
Justizskandal schwer beschädigt worden. Insofern ist gründliche
Aufklärung geboten, um die Glaubwürdigkeitskrise zu meistern - und
zudem weitere Opfer zu verhindern.
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