(ots) - Um Probleme mit dem Sturmgewehr G36 nicht in die
Öffentlichkeit gelangen zu lassen, wollte das
Verteidigungsministerium unter dem damaligen Minister Thomas de
Maizière (CDU) den Militärischen Abschirmdienst (MAD) einschalten.
Das berichtet das Hamburger Magazin stern in seiner am Donnerstag
erscheinenden Ausgabe unter Berufung auf eine interne Mail aus dem
Verteidigungsministerium vom 22. Dezember 2011.
Im Zusammenhang mit Erkenntnissen über eine mangelnde
Treffsicherheit des G36 wollte man damals den hauseigenen
Geheimdienst auf den Hamburger Waffenexperten und freien Journalisten
Lars Winkelsdorf ansetzen. Der zuständige Oberstleutnant "wird MAD
einschalten wegen Weitergabe amtsinterner Informationen an Herrn
Winkelsdorf durch unbekannt", heißt es in dem Schreiben von 2011.
Das Ministerium hatte Winkelsdorf nach dessen Angaben im März 2011
zu zwei Gesprächen in die Behörde geladen, bei denen er, so der
Waffenexperte zum stern, auch auf "Probleme der Wirksamkeit des G36"
hingewiesen habe. Laut der internen Mail vom Dezember 2011 waren
solche Probleme bereits damals offiziell bekannt. Untersuchungen der
internen Prüfstelle WTD91, hieß es in dem seinerzeitigen Schreiben,
"bestätigen die Auffälligkeiten bzgl. Treffleistung bei
heißgeschossenem Waffenrohr".
Der Linken-Abgeordnete Jan van Aken will vom
Verteidigungsministerium in einer schriftlichen Anfrage nun
Aufklärung über den Einsatz des MAD verlangen. Die Behörde müsse "die
Probleme mit dem Gewehr angehen statt den Geheimdienst in Marsch zu
setzen", sagte van Aken dem stern: "Da hat man die falschen
Prioritäten gesetzt." Das Verteidigungsministerium ließ Fragen des
stern zu dem Vorgang unbeantwortet und verwies auf die geplanten
Untersuchungen zum G36, für die die Behörde zwei Kommissionen mit
Sachverständigen berufen will.
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