(ots) - Claus Weselsky ist der einzig wahre Gewerkschafter
im Land. Zumindest er selbst sieht das offenbar so.
"Gewerkschaftsbosse machen es sich im System bequem", hat der
Vorsitzende der Eisenbahnergewerkschaft GDL jetzt seinen Amtskollegen
vorgeworfen. Dazu passt auch die ablehnende Stellungnahme der GDL zum
jüngsten Tarifangebot der Bahn, in der ein weiterer Streik
angekündigt wird. Und diesmal "richtig lange", wie es lustvoll heißt.
Man kann es auch zynisch nennen. Bei einer Offerte von 4,7 Prozent
mehr Geld und einer Einmalzahlung von insgesamt 1000 Euro muss dieser
kriegerische Duktus jedenfalls erstaunen. Offenbar hat Weselsky jedes
Maß verloren. Den Bahnkunden wiederum dürfte mittlerweile jedes
Verständnis dafür abgehen. Und auch die Lokführer sollten endlich
begreifen, dass sie schon längst mehr Geld in der Tasche haben
könnten, wenn ihrem Gewerkschaftsboss an einer konstruktiven
Verhandlungsführung gelegen wäre. Stattdessen dreht sich alles um
mehr Macht und Einfluss in Konkurrenz zu einer anderen Gewerkschaft,
die einen deutlich größeren Teil des Bahnpersonals vertritt. Nach
zehn Monaten Streit und sieben Arbeitskämpfen haben GDL und Bahn noch
kein einziges Mal ernsthaft über höhere Löhne verhandelt. Schon das
zeigt, wie verfahren die Kiste ist. Bei seinem Angriff auf die
anderen Chefgewerkschafter hat Weselsky übrigens auch beklagt, dass
nur jeder fünfte Angestellte im Land gewerkschaftlich organisiert
sei. Er selbst tut alles dafür, um diese Zahl weiter zu minimieren.
Denn Arbeitnehmervertreter, die nur um sich selbst kreisen, sind den
Beschäftigen keine Hilfe, sondern eine Abschreckung.
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