(ots) - David Cameron sollte sich nicht zu früh darüber
freuen, das sogenannte Vereinigte Königreich weiterregieren zu
können. Das Ergebnis der Parlamentswahl ist trügerisch. Camerons
Tories profitierten vom Mehrheitswahlrecht: Sie haben prozentual am
wenigsten Stimmen hinzugewonnen, aber mehr Sitze als zuvor und nun
sogar die absolute Mehrheit. Die eigentlichen Wahlsieger sind aber
die pro-europäische Schottische Nationalpartei (SNP) und die
EU-Feinde von UKIP. In den Ergebnissen der beiden zeigt sich die
größte Herausforderung, der Cameron, Großbritannien und die EU nun
gegenüberstehen. Spätestens 2017 werden die Briten in einem
Referendum gefragt, ob das Königreich die EU verlassen soll oder
nicht. Der Ausgang ist völlig offen, auch wenn Umfragen bislang stets
bestätigten, dass die Mehrheit der Inselbewohner Teil der Union
bleiben wollen. Der Konflikt wird sich mit dem jetzigen Wahlergebnis
jedoch verschärfen. Großbritannien steht damit auch vor der Frage
nach der Einheit des Landes. Denn Schottland würde bei einem »Brexit«
noch stärker nach seiner Unabhängigkeit streben. Bei der
Entscheidungsfindung könnten die EU-Institutionen und Mitgliedsländer
helfen. Indem sie den Menschen auch in England, Wales und Nordirland
eine Perspektive hin zu einem sozialen, solidarischen und friedlichen
Europa bieten, würden sie zwei Unionen gleichzeitig retten. Doch wie
in Britannien gibt es dafür offenbar derzeit keine parlamentarischen
Mehrheiten.
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