(ots) - Vor 18 Jahren stand Pablo Picassos Bild "Les femmes
d'Alger" schon einmal im New Yorker Auktionshaus Christie's zum
Verkauf; damals erzielte es 31,9 Millionen Dollar. Würde man Malen
bloß an Zahlen bemessen, hätte sich der Wert des Gemäldes seitdem
mehr als verfünffacht: Bei 160 Millionen Dollar fiel jetzt der
Hammer. Zuzüglich der Kaufprämie sind das 179,4 Millionen Dollar, der
höchste Preis, der jemals bei einer Auktion für ein Bild fällig
wurde. Auch bei den Skulpturen fiel bei besagter Versteigerung ein
Rekord: Giacomettis Plastik "Zeigender Mann" erzielte, inklusive
Kaufprämie, 141,3 Millionen Dollar. Jene schwindelerregenden Beträge,
die - übrigens fast erwartungsgemäß - in New York erzielt wurden,
lassen sich mit einer lateinischen Redensart illustrieren: Der Satz
"Ars longa, vita brevis" (Ewig währt die Kunst, kurz das Leben) legt
nahe, warum bei Christie's gleich zwei Auktionsweltrekorde gefallen
sind: Kunst bleibt als verlässlich lukrative Anlageform wichtig,
Meisterwerke können derzeit nur an Wert gewinnen, und ein Picasso ist
immer eine sichere Bank. Dies deshalb, weil viele andere
Investmentmöglichkeiten diskreditiert oder zu riskant sind - oder
beides. Dass die Wertschätzung von Gemälden und Skulpturen als
Portfolio-Bestandteil nicht nur selbstverständlich geworden ist,
sondern nachgerade blüht, hat allenfalls bedingt mit der anhängigen
Wirtschaftskrise zu tun. Tatsächlich fiebert sich der Kunstmarkt
schon seit einem Vierteljahrhundert von Auktionsrekord zu
Auktionsrekord. Die gestiegene ökonomische Bedeutung der Kunst
entspricht dabei ihrer gewachsenen gesamtgesellschaftlichen
Akzeptanz: War sie vormals als Objekt kontemplativer Betrachtung den
intellektuellen Eliten vorbehalten, ist sie längst im musealen
Mainstream angekommen - und hat sich zugleich zu einem
Milliardengeschäft gemausert, das sicherer als Aktien ist,
unvergänglicher als Immobilien, wertbeständiger als Gold. Das ist die
Gunst der Kunst.
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