(ots) - Nach dem Zweiten Weltkrieg entsorgten die
Alliierten zehntausende Tonnen Bomben, Granaten und Fässer mit
Chemiewaffen aus deutschen Arsenalen in der Ostsee. Siebzig Jahre
danach sickern aus ihnen immer mehr Gifte ins Meer, und Fischer
verteilen die Überreste der Kampfstoffe ständig weiter. Auch eine
Kontamination der Fischfänge mit hochgiftigem Senfgas ist nicht
ausgeschlossen. Dies berichtet das Magazin WUNDERWELT WISSEN in
seiner aktuellen Ausgabe, die ab Freitag, den 22. Mai, im Handel
erhältlich ist.
Während Forscher und Umweltschützer angesichts der drohenden
Gefahr Alarm schlagen, sind die zuständigen Behörden ahnungslos.
"Bislang gibt es keine Veranlassung, Fischfänge auf diese Schadstoffe
zu überprüfen", sagt Pressesprecherin Antje Krüger von der
Fischereiaufsicht in Mecklenburg-Vorpommern. Und für den Umgang der
Fischer mit chemischer Munition sei die Fischereiaufsicht nicht
zuständig. Laut Sven Koschinski, Meeresbiologe und Berater des NABU,
müsste man in den bekannten Versenkungsgebieten jedoch ein
Fischereiverbot aussprechen, um zu verhindern, dass die gefährlichen
Waffen überhaupt in den Netzen der Fischer landen.
Laut Matthias Brenner, Meeresbiologe von der Universität Rostock,
bedeuten die austretenden Giftstoffe eine große Belastung für die
Meeresorganismen: "Der Gesundheitszustand von Dorschen aus dem
Hauptverklappungsgebiet bei Bornholm war auffallend schlechter als
der aus unbelasteten Gegenden der Ostsee. Die Fische zeigten
Organschäden und Erbgutschäden. Dort wo die meisten chemischen Waffen
auf dem Meeresgrund liegen, geht es den Fischen offensichtlich auch
am schlechtesten." Er appelliert eindringlich an die
Verantwortlichen, sich mit den gefährlichen Weltkriegsrelikten in der
Ostsee zu befassen: "Es bleibt nur ein Zeitfenster von ein paar
Jahren, bevor alle Hüllen der chemischen Munition zerfallen sind und
ihre Inhaltsstoffe massiv ins Wasser gelangen."
Pressekontakt:
Maike Pelikan
PR /Kommunikation WUNDERWELT WISSEN
Gruner + Jahr GmbH & Co KG
Telefon +49 40 3703-2157
E-Mail pelikan.maike(at)guj.de