(ots) - Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet die Iren drauf
und dran sind, Homosexuellen mehr Rechte einzuräumen als das in fast
allen anderen Staaten der Welt der Fall ist, inklusive Deutschland?
Ausgerechnet die katholischen Iren: Erst vor zwei Jahren wurde in
Irland das strikte Abtreibungsgesetz gelockert, seit 1997 sind
Scheidungen erlaubt, seit Anfang der 90er-Jahre der Verkauf von
Kondomen. Allerdings schwindet der Einfluss der Kirche - nicht
zuletzt durch den ungeheuren Missbrauchsskandal, der das Land 2009
erschütterte. Indes: Ein Referendum hätte in Deutschland kein anderes
Ergebnis zutage gebracht, als jenes, das in Irland erwartet wird. Die
juristischen Finessen zwischen der sogenannten Homo-Ehe und der
eingetragenen Partnerschaft sind kaum bekannt und schwerlich
nachvollziehbar. Die Ehe zwischen Mann und Frau steht seit 1949 unter
dem besonderen Schutz des Grundgesetzes. Doch wenn dem Gesetzgeber
daran liegt, die Ehe als Vorstufe der Familie zu schützen, warum
verkompliziert er dann die Adoptionsrechte und die Möglichkeiten
künstlicher Befruchtung bei gleichgeschlechtlichen Paaren? Plausibel
ist das nicht, die eingetragene Partnerschaft eine Fehlkonstruktion,
ein fauler Kompromiss (erzwungen durch eine CDU/CSU-Mehrheit im
Bundesrat), bestenfalls ein kleiner Zwischenschritt. Der Grundsatz
von der Ehe als Keimzelle der Gesellschaft überlebt sich - nicht aus
ideologischen Gründen, sondern durch gesellschaftliche Realitäten,
Patchwork-Familien, bewusst kinderlose Ehepaare und Eltern ohne
Trauschein. Verabschiedete sich der Staat davon, Ehen im Steuerrecht
zu bevorzugen und nichteheliche Väter im Sorgerecht zu
benachteiligen, wäre der Anteil an Paaren ohne ausdrücklichen Schutz
noch größer. Kurz: Alte Zöpfe kann man so oder so loswerden, entweder
man schneidet sie selber ab oder jemand kommt und reißt kräftig
daran.
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