(ots) - Kaum war die Eilmeldung, Griechenland habe ein
neues Papier mit Reformvorschlägen an seine internationalen Gläubiger
geschickt, in der Welt, hieß es aus dieser Tage gern zitierten
Kreisen, diese würden nicht ausreichen. Wirklich ungenügend ist
jedoch nur eine derartige Berichterstattung. Denn sie wird weder den
Bemühungen der griechischen Regierung noch der komplexen
Interessenlage der Gläubiger und schon gar nicht der Lage der
Menschen in Hellas gerecht. Der Durchbruch in den Gesprächen könnte
schon an diesem Mittwoch gelingen. Dafür leisteten Vertreter aus
Athen und von der EU die Vorarbeit. Das neue Papier ist nur ein Teil
im Verhandlungspuzzle. Griechenland hat damit erneut gezeigt, dass es
an einer Lösung interessiert ist. Keiner würde mehr unter dem
Ausscheiden des Landes aus der Eurozone leiden als der
Mittelmeerstaat selbst. In Kommentaren aus nord- und westeuropäischer
Sicht wird dieser Umstand nicht selten unterschlagen. Tsipras und
seine Kollegen haben jedoch täglich vor Augen, was die Krise und die
verfehlten Reaktionen darauf in ihrem Land angerichtet haben. Bis
eine Lösung gefunden ist - oder von selbst eintritt - wird die
griechische Regierung daher zuallererst für die Menschen streiten,
die sie vertritt. Das darf ihr nicht zum Vorwurf gemacht werden.
Genauso wenig wie der bisher ungenügende Fortschritt im
Verhandlungsmarathon. Denn dass sich die Krise in Griechenland durch
jenen verschärfte, statt dem Land eine Perspektive zu verschaffen,
liegt sicher nicht im Interesse von Tsipras und Co.
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