(ots) - Seit dem Herbst 2013 ist die Linke stärkste
Oppositionskraft im Bundestag. In den Meinungsfragen liegt sie
relativ konstant zwischen acht und zehn Prozent. Und in Thüringen
regiert mittlerweile sogar ein linker Ministerpräsident. So
betrachtet gibt es sicher schlechtere Ausgangsbedingungen für einen
Personalwechsel an der Spitze der Linksfraktion in Berlin. Sie ist
das eigentliche Machtzentrum der Partei. In der politischen
Außendarstellung sowieso. Seit Montag ist es nun amtlich, dass Sahra
Wagenknecht und Dietmar Bartsch den Führungsposten von Gregor Gysi im
Doppelpack übernehmen sollen. Nach derzeitigem Stand dürfte ihre für
den 13.Oktober angesetzte Wahl nur noch Formsache sein. Allerdings
nicht aus überschäumender Begeisterung bei allen Beteiligten.
Wagenknecht und Bartsch sind wohl eher der kleinste gemeinsame
Nenner, auf den sich die Fraktion verständigen kann. Schließlich sind
ihre Abgeordneten auch nur ein Spiegelbild der Gesamtpartei. In
Wahrheit besteht die Linke aus mindestens zwei Parteien, einer
gemäßigten, pragmatischen Formation, die im Mitregieren eher einen
Normalzustand sieht und einem radikalen Flügel, der auf
Daueropposition gepolt ist. Dem Integrationstalent von Gregor Gysi
ist es zu verdanken, dass sich die Linke darüber nicht zerlegt,
sondern am Ende damit immer irgendwie arrangiert hat. Ob dem Reformer
Bartsch und der Radikalen Wagenknecht dergleichen gelingt, muss die
Praxis zeigen. Allzu viel Zeit bleibt dem ungleichen Paar
allerdings nicht, um sich zusammenzuraufen. Bereits im kommenden Jahr
finden fünf wichtige Landtagswahlen statt. Innerparteiliche Konflikte
wären da erst recht ein Problem. In der Regel reagieren die Wähler
darauf mit Liebesentzug.
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