(ots) - Wenn nach zwei Jahren Prozess bei Beate Zschäpe
endlich ein Sinneswandel eingesetzt haben sollte, dann wäre das nur
zu begrüßen. Es wäre eine Kehrtwende in dem für viele schmerzlichen
Verfahren. Besser spät als nie. Juristisch mag ja die bisherige
Taktik ihrer Anwälte raffiniert sein, die Zschäpe zum Schweigen
verdonnert haben. Auch wenn darüber die Gelehrten streiten. Moralisch
ist dieses Verhalten unerträglich. Aber was zählt in solchen
Prozessen schon die Moral. Einige Hintergründe der Taten der
NSU-Rechtsterroristen liegen noch im Dunkeln. Wer, wenn nicht
Zschäpe, könnte für etwas mehr Klarheit sorgen? Vor allem aber wäre
es für die Angehörigen der Opfer gut, wenn Zschäpe endlich reden
würde. Sie warten auf eine Einlassung der Angeklagten, auf ein
klärendes Wort, um vielleicht ein wenig verstehen zu können, warum
ausgerechnet ihre Familienmitglieder von den NSU-Rechtsterroristen
getötet wurden. Manche wünschen sich möglicherweise auch ein Wort der
Reue, des Bedauerns. Allzu große Hoffnung darauf sollten sie sich
aber nicht machen. Der bisherige Verlauf des Prozesses lässt nicht
den Rückschluss zu, dass Zschäpe sich irgendeiner Schuld bewusst ist
oder sich gar als Mittäterin sieht. Der Angeklagten dürfte es bei
einer Aussage vor allem darum gehen, das entstandene Bild von sich
zurechtzurücken. Aus dem Gerichtssaal ist in den vergangenen Monaten
häufiger berichtet worden, dass Zschäpe den Eindruck mache, sogar
körperlich unter dem eigenen Schweigen zu leiden, während Zeugen über
sie und ihre braunen Hintergrund Auskunft geben. Mitleid muss man
deshalb aber nicht haben.
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