(ots) - Verteidgungsministerin Ursula von der Leyen war
eine der ersten, die gemerkt haben, dass Pentagon-Chef Ashton
Charter bei seinem Antrittsbesuch in Deutschland Tacheles redet.
Über die Situation in der Ukraine, die Verstärkung der
konventionellen Verteidigungsbereitschaft der osteuropäischen
Nato-Staaten und die Erwartungen an die transatlantischen Partner.
»Ash« wie ihn Insider nennen, ist dafür gefürchtet, zu reden, wie
ihm der Schnabel gewachsen ist. Bewunderer und Kritiker des in Oxford
ausgebildeten Rhodes-Stipendiaten, der Abschlüsse in theoretischer
Physik und mittelalterlicher Geschichte hat, beschreiben ihn als
durchsetzungsstark. Die Macher-Qualitäten verschaffen ihm Respekt bei
den zwei Millionen Uniformierten und Zivilisten, denen er vorsteht.
Und helfen, den 600 Milliarden-Dollar Haushalt des Pentagon effizient
zu managen. Die Kehrseite davon ist das, was andere als mangelnde
Sensibilität wahrnehmen. Carter rollt zuweilen wie eine Dampfwalze
über Personen hinweg, die ihm im Weg stehen. Die Diplomatie
überlässt »Ash« Außenminister John Kerry. Seine Gesprächspartner
müssen sich auf Klartext einstellen. Ob hinter verschlossenen Türen
oder ganz öffentlich lässt er Abgeordneten im US-Kongress genauso
deutlich wissen, was er denkt, wie ausländische Regierungen. Das
musste zuletzt der irakische Ministerpräsident Haider Abadi in
Erfahrung bringen als Carter die Regierungs-Truppen Iraks als
Feiglings-Bande bloßstellte. Mit der gleichen Direktheit lässt der
ehemals oberste Waffenbeschaffer der US-Streitkräfte Russland wissen,
dass er angesichts der Aggression in der Ukraine seine Expertise
nutzen wird, die osteuropäischen Verteidigungs-Kapazitäten zu
stärken. Genauer gesagt geht es um die Stationierung schweren
Kriegsmaterials in den baltischen Staaten, Polen, Rumänien, Bulgarien
und gegebenenfalls auch Ungarn. Die letzte Entscheidung trifft
letztlich US-Präsident Barack Obama nach Abstimmung mit seinem für
die nationale Sicherheit zuständigen Stab, den betroffenen
Regierungen und der Nato. Aber Carter hat mehr als ein Wort
mitzureden. »Ash« spricht eine Sprache, die in Macho-Kulturen besser
verstanden wird, wie die des verkopften Präsidenten. Gewiss trifft
das auf Russland zu, in dem Verhandlungswille leider nicht als
Angebot der Vernunft, sondern Schwäche interpretiert wird. Erst recht
gilt das im Mittleren Osten, wo Amerika nicht mehr den Blutzoll für
Gesellschaften zahlen will, die ihre Glaubenskriege ausfechten. Je
nach Blickwinkel dürfte dieser raubeinige Stil bei transatlantischen
Verbündeten ankommen, die sich mehr Führungsstärke von den USA
wünschen. Umgekehrt könnte sich der Verteidigungsminister durch ein
zu forsches Auftreten in kürzester Zeit unbeliebt machen. Gewiss wird
er in Berlin, Tallin und Brüssel diese Woche einen bleibenden
Eindruck hinterlassen.
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