(ots) - Während Muslime in aller Welt normalerweise den
Fastenmonat Ramadan als Wochen des Friedens, der Freundschaft und der
Besinnlichkeit zelebrieren, war für die Extremsten die vierwöchige
heilige Zeit schon immer Ansporn zu noch mehr Terror und Gewalt. Doch
selten ballte sich selbst in dem geplagten Nahen und Mittleren Osten
der Horror so zusammen wie gestern. Tunesien erlebte das
schrecklichste Attentat auf ausländische Urlauber seit seiner
Unabhängigkeit.
Der Tourismus, das wichtigste wirtschaftliche Rückgrat der
einzigen noch verbliebenen Nation des Arabischen Frühlings, ist
wahrscheinlich auf Jahre ruiniert. Vor gut vier Jahren nahmen in
Tunesien die demokratischen Sehnsüchte in der arabischen Welt ihren
Ausgang. Anders als Ägypten, Libyen, Jemen und Syrien hat die kleine
11-Millionen-Nation ihren Weg in die Demokratie bisher ohne
Bürgerkrieg und ohne Militärputsch gemeistert. Doch nun droht der
Terror auch diese letzte Bastion der Hoffnung in den destruktiven
Abwärtsstrudel der arabischen Welt hineinzureißen.
Genauso wie am anderen Ende der Arabischen Welt, wo in der reichen
Golfregion die Flammen der Destabilisierung zum ersten Mal offen
züngeln. Noch nie gab es eine solch verheerende Serie von
Selbstmordattentaten in schiitischen Moscheen wie jetzt. Der
"Islamische Staat" agiert überall als Brandbeschleuniger - egal ob im
weltoffen-säkularen Tunesien oder in der konservativ-frommen
Golfregion. Kein Wunder also, dass die einzigen stabilen Staaten der
Region heute die drei nicht-arabischen sind - Türkei, Iran und
Israel. In der arabischen Welt dagegen schwinden immer mehr die
mentalen und politischen Ressourcen, um das Versinken in Gewalt,
Radikalität und Rachedurst zu stoppen.
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