(ots) - Die Inbetriebname des Ilisu-Staudamms in der Türkei
werde ähnlich viele antike Kulturstätten und Kulturlandschaften
vernichten wie der Terror des "Islamischen Staates" (IS) in der
Region. Dies erklärt der deutsch-türkische Umweltingenieur Ercan
Ayboga in einem Interview mit der in Berlin erscheinenden
Tageszeitung "neues deutschland" (Donnerstagausgabe). Die Form und
die Motivation, die hinter dem Staudamm-Projekt stünden, seien zwar
andere als die des IS, "aber das Resultat ist vergleichbar".
Besonders bedroht sei die antike Stat Hasankeyf am Oberlauf des
Tigris, so Ayobaga, der der "Initiative zur Rettung von Hasankeyf"
angehört. Die Initiative setzt sich dafür ein, dass sowohl die Stadt
als auch die südirakischen Sümpfe, die sich aus dem Wasser von
Euphrat und Tigris speisen, von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt
werden. Der Weltkulturerbe-Ausschuss tagt derzeit in Bonn und berät
u.a. über die Aufnahme von neuen Kulturstätten in die UNESCO-Liste.
Große Hoffnungen, dass das Vorhaben der Initiative Erfolg haben
wird, hat Ayboga allerdings nicht. Die UNESCO könne nur Anträge von
Staatsregierungen annehmen. "Die Türkei hat zwar einen Antrag wegen
der Stadtmauern von Diyarbakir eingereicht, doch den Antrag für
Hasankeyf und den Tigris ignoriert Ankara", so Ayboga. Auch die
irakische Regierung setze sich für den Erhalt der mesopotamischen
Sümpfe "nicht ernsthaft ein". In der Region würden nicht nur drei
Millionen Menschen ihre Lebensgrundlage verlieren, sondern Hunderte
von zum Teil noch nicht ausgegrabene historische Stätten
unwiederbringlich verloren gehen.
Der seit Jahrzehnten geplante und zu 85 Prozent fertiggestellte
Staudamm ist Teil des Südostanatolienprojekts (GAP), in dem Euphrat
und Tigris mehrfach gestaut werden sollen. Sollte er wirklich in
Betrieb gehen, würde der Tigris auf einer Länge von 136 Kilometern
gestaut werden. 199 Dörfer würden ganz oder teilweise überflutet.
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