(ots) - Eine deutliche Mehrheit von 56 Prozent der
Anhänger der AfD glaubt, dass der Hamburger Wirtschaftsprofessor
Bernd Lucke für den alleinigen Vorsitz der Partei geeigneter wäre als
die Chefin der sächsischen AfD-Landtagsfraktion, Frauke Petry, für
die sich nur 23 Prozent der AfD-Sympathisanten aussprachen. Nach
einer Forsa-Umfrage für das Hamburger Magazin stern zum
bevorstehenden AfD-Bundesparteitag in Essen meinen 15 Prozent der
Befragten, dass sowohl Lucke als auch Petry in der Lage seien, die
Partei zu führen.
Laut Umfrage sehen deutlich mehr AfD-Anhänger (72 Prozent) als die
Bundesbürger insgesamt (43 Prozent) in der als zu hoch empfundenen
Zahl der Ausländer, dem Zustrom von Flüchtlingen und Asylbewerbern
und der Einwanderungspolitik in Deutschland das größte Problem.
Um die Nähe der AfD-Anhänger zu rechtsradikalem Gedankengut zu
ermitteln, wurden den Befragten Aussagen vorgelegt, denen sie voll
und ganz, weitgehend oder eher nicht zustimmen konnten. Danach kann
etwa knapp die Hälfte der AfD-Sympathisanten selbst dem
Nationalsozialismus noch positive Aspekte abgewinnen: 47 Prozent
stimmten voll und ganz oder weitgehend zu, dass der
Nationalsozialismus damals in erster Linie die Interessen der
Deutschen vertreten habe. Und 57 Prozent meinen, dass die deutschen
Soldaten im Zweiten Weltkrieg eher Opfer als Täter gewesen seien. 75
Prozent der AfD-Anhänger halten Asylbewerber generell für
Sozialschmarotzer, 76 Prozent glauben an einen Gesinnungsterror
linkslastiger Medien, und 67 Prozent finden, dass Menschen, die nicht
arbeiten wollen, zur Arbeit gezwungen werden sollten. Forsa-Chef
Manfred Güllner zum stern: "Insgesamt kann bei den hohen
Zustimmungsraten zu den einzelnen Aussagen eine hohe Affinität der
AfD-Anhänger zu rechtsradikalem Gedankengut angenommen werden."
Dass es bei den innerparteilichen Querelen in der AfD um
persönliche Machtkämpfe geht, sagen 54 Prozent der AfD-Anhänger. 42
Prozent führen sie auf den Kampf um die richtige politische
Ausrichtung der Partei zurück. Davon überzeugt, dass dieser Streit
der AfD sehr schadet, sind 58 Prozent, dass er etwas schadet, 36
Prozent.
56 Prozent der heutigen AfD-Anhänger würden die AfD - falls es sie
nicht mehr geben würde - sehr, weitere 42 Prozent etwas vermissen.
Gar nicht vermissen würden die Partei nur ganz wenige (2 Prozent)
ihrer Anhänger. Wenn die AfD nicht mehr existierte, würden 24
Prozent ihrer Sympathisanten andere rechtsradikale Parteien wählen,
ebenfalls 24 Prozent geben an, die CDU/CSU wählen zu wollen. Jeweils
jeder Zehnte würde entweder für die FDP (11 Prozent) oder die Linke
(9 Prozent) stimmen. Und 23 Prozent wollen dann gar nicht mehr an die
Urnen.
Datenbasis: Das Forsa-Institut befragte vom 10. bis 23. Juni 2015
im Auftrag des Magazins stern 1024 Bundesbürger, die bei einer
Bundestagswahl derzeit die AfD wählen wurden. Die statistische
Fehlertoleranz liegt bei +/- 3 Prozentpunkten.
Diese Vorabmeldung ist nur mit der Quellenangabe stern zur
Veröffentlichung frei.
Mehr zur Stimmungslage unter den AfD-Anhängern lesen Sie unter
www.stern.de/6327510.html
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