(ots) - Hundert Jahre nach dem Ende des Kolonialkrieges in
Deutsch-Südwest bleibt die Forderung nach Anerkennug des durch
deutsche Soldaten begangenen Völkermordes aktuell. "Anerkennung des
Genozids und eine offizielle Entschuldigung durch den Deutschen
Bundestag - nicht nur von einzelnen Politikern", hält Ester Utjiua
Muinjangue, Vorsitzende der OvaHerero and Ovambanderu Genocide
Foundation, im Interview mit der in Berlin erscheinenden Tageszeitung
"neues deutschland" (Mittwochausgabe) für die kurzfristigen
Erfordernisse.
"Mittelfristig erwarten wir einen Dialog und Diskussionen zwischen
den Beteiligten und dazu zähle ich nicht nur die namibische und
deutsche Regierung, sondern auch Vertreter der OvaHerero und Nama."
Kein Verständnis hat sie für die Argumentation der Bundesregierung,
dass der Völkermord an den OvaHerero und den Nama vor der Annahme der
UN-Völkermordkonvention 1948 geschehen ist und daher nicht als ein
solcher angesehen werden kann. "Das sind doppelte Standards. 1915 war
auch vor 1948. Was macht den Völkermord an den Armeniern anders als
den Völkermord an den OvaHerero und Nama 1904 bis 1908?", bezieht sie
sich auf die von der Bundesregierung als Völkermord bezeichneten
Verbrechen 1915 in der Türkei. "Wie kann man einen vor 1948
anerkennen und einen anderen nicht?" Obwohl die Anerkennung des
Völkermordes nach wie vor aussteht, sieht sie die Anstrengungen um
die Wiederherstellung von Recht und Gerechtigkeit nicht als vergebens
an: "Wir sind uns der Länge und Härte des Kampfes bewusst, aber wir
sind entschlossen. Ich empfinde diesen Kampf nicht als erfolglos. Wir
haben ein wenig spät begonnen, aber ich bin der festen Überzeugung,
dass dies eine gerechte Sache ist."
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