(ots) - Der ehemalige stellvertretende Chef des
Bundeskanzleramtes und langjährige außenpolitische Berater Helmut
Kohls, Horst Teltschik (75), hat sich kritisch über die neuesten
Enthüllungen im NSA-Skandal geäußert. "Es ist nie die Idee
aufgekommen, dass Abhörmöglichkeiten von Seiten der amerikanischen
Seite gegeben seien", sagte er der in Halle erscheinenden
"Mitteldeutschen Zeitung" (Online-Ausgabe) mit Blick auf
Abhörmaßnahmen zu Kohls Amtszeit. Außerdem gehe er "davon aus, dass
die Dienste, wo auch immer sie arbeiten, abhören können, wenn sie es
wollen. Darauf muss man sich einstellen. Was nützt mir da Empörung?"
Teltschik fügte allerdings hinzu: "Sich unter befreundeten Staaten
auch noch gegenseitig abzuhören, ist überflüssig. Ich halte das für
lächerlich und kindisch und eine Verschwendung von Ressourcen. Wenn
das notwendig ist, dann braucht man auch nicht befreundet sein. Da
müssen die zuständigen Leute miteinander Tacheles reden. Wenn
Außenminister Steinmeier jetzt mit seinem amerikanischen Kollegen
Kerry in Genf zusammensitzt, dann muss er zwar über den Iran
verhandeln. Aber ich hoffe, dass er am Rande auch sagt: Hört mal mit
diesem Scheiß auf! Und dass die Kanzlerin, wenn sie mit Obama
telefoniert, sagt: Jetzt reicht's langsam! Notfalls muss man auch mal
wieder jemanden rüberschicken, der sagt: So, jetzt sind wir an einem
Punkt angekommen, der wirklich unerträglich wird." Der einstige
Kohl-Vertraute warnte: "Die Amerikaner müssen sich darüber klar
werden, dass die gefährlichsten Auswirkungen dieser Affären in der
öffentlichen Meinung bestehen. Der Anti-Amerikanismus nimmt in
Deutschland zu. Und das kann sich irgendwann politisch bemerkbar
machen. Das sehen Sie ja schon bei den Diskussionen über TTIP. Da
konkretisiert sich die anti-amerikanische Haltung."
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