(ots) - Der türkische Präsident hat die Welt wissen lassen,
dass er die Opfer des Anschlags auf das linke Kulturzentrum in Suruc
zutiefst bedauert. Das mag man ihm durchaus glauben, und seine
wütenden Äußerungen sprechen sehr dafür, dass er sich politisch hart
getroffen fühlt. Man redet schließlich vom ersten Anschlag der
Kalifatsterroristen auf türkischem Gebiet. Was immer Erdogan an
bedauernden Worten jetzt äußern mag - man erinnert sich allzu gut,
dass er als türkischer Staatsführer nicht gerade ein politischer
Freund jenes Lagers war und immer noch ist, dem die gestrigen
Terroropfer zuzurechnen sind. Mehr noch: All die halbfaschistischen
und islamistischen Organisationen, die das linke Lager und die
Zusammenschlüsse der Kurden oder Aleviten seit Jahren terrorisieren,
konnten stets darauf bauen, dass sich Erdogans Behörden bei der
Strafverfolgung kein Bein herausreißen. Wem die Sympathien Erdogans
vor Jahresfrist im von der ganzen Welt verfolgten Ãœberlegenskampf der
syrisch-kurdischen Region Kobane gegen die Kalifatsislamisten galten,
hat wohl ebenfalls niemand vergessen. Kobane verdankt sein damaliges
Ãœberleben jedenfalls nicht Erdogan. Seine Schaukelpolitik geht aber
nun immer weniger auf. Er hat die IS-Schurken nicht im Griff, weil
diese nun mal nicht allein von türkischem Wohlwollen abhängen. Ein
Umdenken sollte man aber beim Politikertyp Erdogan dennoch nicht
erwarten.
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