(ots) - Ankara werde jetzt hart gegen die Extremisten
vorgehen. Das hatte der türkische Ministerpräsident Davutoglu bereits
unmittelbar nach dem Mordanschlag der islamischen Kalifatsterroristen
auf die jungen Leute in Suruc verkündet. Und damit war Vorsicht
geboten. Auch für die Hintermänner der Täter; nicht weniger aber, wie
sich am Freitag einmal mehr zeigte, für die Unterstützerkreise der
Opfer. Wenn die türkische Regierung nach einer politischen Schlappe
vom Kampf gegen Extremisten und Terroristen schwadroniert, ahnen die
»üblichen Verdächtigen«, dass der Staat sein Mütchen wieder mal an
ihnen kühlen will: an Kurden, an Linken und anderen Missliebigen.
Komplettiert wird die Wutreaktion einmal mehr mit militärischem
Aktionismus, diesmal Luftangriffen auf IS-Stellungen in Syrien. Die
türkische Führung mag die Kalifatsbanditen nicht, sind diese doch
Gegner der Muslimbrüder. Deren Gliederungen überall in der Welt des
Islam zu unterstützen - ob in Damaskus, Kairo oder Tripolis -, ist
für Ankara so etwas wie Staatsräson. Aber Davutoglu und vor allem
sein Staatspräsident Erdogan verlieren bei allem Ärger über den
politisch kaum einbindbaren Islamischen Staat ihre Hauptziele auf dem
Weg zu einer großtürkischen Renaissance nicht aus dem Auge: Das ist
einmal die Verhinderung jeglicher kurdischer Selbstbestimmung, ob vor
oder hinter der Grenze zu Syrien. Und das ist der Sturz von Assad.
Für beides ist der Islamische Staat nützlich.
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