(ots) - Freier Verkehr von Waren und Personen über
politische und naturgegebene Grenzen hinweg - an immer mehr Orten in
Europa wird begreiflich, was die vielfach gepriesenen Grundfreiheiten
der Europäischen Union bedeuten. Und dass sie eben nicht
uneingeschränkt gelten. Der Eurotunnel zwischen Calais und Dover ist
ein solcher Ort. Durch die jüngsten tödlichen Unfälle von
Flüchtlingen ist das Bauwerk ein Symbol der verfehlten
EU-Migrationspolitik. Weit über den Ärmelkanal hinaus wird ein
Tunnelblick kultiviert, der Bände einer gestörten Wahrnehmung
spricht. Seit Anfang Juni sind mindestens acht Menschen bei dem
Versuch gestorben, durch den Eurotunnel von Frankreich nach
Großbritannien zu gelangen. Die einzige Reaktion darauf: Erhöhung der
Sicherheitsmaßnahmen, was nichts anderes bedeutet als den Bau
weiterer Zäune, den Einsatz von noch mehr Wachpersonal. Dafür erhält
der Tunnelbetreiber, eine Aktiengesellschaft, auch noch mehrere
Millionen Euro aus London und Paris. Doch neue Zäune sind nie eine
Lösung. Hier können sie es schon gar nicht sein, die Betroffenen sind
bereits in der EU. Doch diese Realität wird von Frankreich,
Großbritannien und Brüssel ignoriert. Die Verantwortlichen müssen
endlich ihren Tunnelblick aus Abschottung und Abschreckung
überwinden. Dass dies jedoch in keinster Weise absehbar ist, wie der
Kommentar zum jüngsten Unglück von Großbritanniens Premier David
Cameron offenbart, das ist »sehr besorgniserregend«.
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