(ots) - Hinter den Kulissen herrscht große
Verwirrung um die Dopingtests im deutschen Fußball, die seit der
neuen Bundesliga-Saison von der Kontroll-Firma Sports Medical
Services (SMS) durchgeführt werden. Die Firma wurde von zwei Ärzten
gegründet, die bisher die Wettkampfkontrollen für den DFB
durchgeführt haben. Im Interview mit der ARD-Recherche-Redaktion
Sport kritisieren Politiker und Experten die Vergabe der Kontrollen
an die Firma durch die Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA). Sie
haben Zweifel, ob dabei alles korrekt und transparent abgelaufen ist.
Özcan Mutlu, der sportpolitische Sprecher der Grünen im Bundestag
sagt: "Zum einen ist festzuhalten, dass die Zeitabläufe sehr
irritierend sind. Dass die Firma SMS zu einer Zeit gegründet wird, wo
niemand etwas davon wusste, dass die NADA so einen Auftrag vergibt.
Dann: Bevor die Ausschreibung überhaupt abgeschlossen worden ist,
wirbt die Firma SMS um Kontrolleure, weil sie fest davon ausgeht,
dass sie die Ausschreibung gewinnt. All das sind sehr dubiose
Vorgänge. Zum anderen finde ich es auch ein bisschen problematisch,
wenn gerade die Firma den Zuschlag bekommt, von zwei Ärzten
gegründet, die jahrelang die Wettkampf-Kontrollen für den DFB
durchgeführt haben. Da finde ich die Objektivität ein bisschen
verletzt."
Auch die SPD-Bundestagsabgeordnete Sabine Dittmar aus Bad
Kissingen in Unterfranken ist auf die fragwürdige Vergabe aufmerksam
geworden - durch Zufall, weil ihr Mann als Dopingkontrolleur
arbeitet. Sabine Dittmar: "Ich habe erfahren, dass das ganze wohl
ohne öffentliche Ausschreibung über die Bühne ging. Und das hat mich
sehr irritiert. Ich hab dann ganz banal den Bundesinnenminister
angeschrieben, nachdem ja auch Vertreter des Innenministeriums im
Aufsichtsrat der NADA sitzen, und habe um eine Stellungnahme gebeten.
Und da hat man mir mitgeteilt: Nachdem der DFB dieses Projekt
bezahlt, sei die NADA nicht ausschreibungspflichtig diesbezüglich
gewesen. Die NADA hätte dann drei Angebote eingeholt und sich dann
für das wirtschaftlichste entschieden. Wobei ich jetzt keine Kenntnis
habe, anhand welcher Kriterien diese Wirtschaftlichkeit dann
überprüft worden ist."
Für den Nürnberger Pharmakologen und Anti-Doping-Experten Fritz
Sörgel "passen diese Vorgänge sehr gut zu dem, was man vom Fußball
und vom DFB gewohnt ist. Man kocht gern sein eigenes Süppchen, hat
alles unter Kontrolle und stellt somit auch sicher, dass nicht zu
viel passieren kann." Der DFB teilt auf Anfrage mit, er sei nicht an
der Vergabe beteiligt gewesen und hätte auch keinen Einfluss auf die
Entscheidung genommen. Der DFB habe in den Gesprächen mit der NADA
lediglich gesagt, "es wäre fahrlässig, die gesammelten Erfahrungen
aus dem bestehenden Kontrollpool nicht mehr zu nutzen".
Auch die NADA und die Kontroll-Firma SMS weisen jegliche Bedenken
zurück, es könnte Interessenskonflikte geben und die Tests könnten
nicht unabhängig genug erfolgen. Sie verweisen darauf, dass die
Planung der Kontrollen sowieso ausschließlich bei der NADA liege -
völlig unabhängig von Verband und Liga.
Sabine Dittmar und Özcan Mutlu fordern trotzdem so schnell wie
möglich Aufklärung. "Mir wäre wichtig", sagt Sabine Dittmar, "dass
geklärt wird, ob die NADA nicht doch ein öffentlicher Auftraggeber
ist, der grundsätzlich ausschreiben muss. Und nicht nur Angebote
einholen und dann vergeben kann. Dann wünsche ich mir, dass diese
Vergabekriterien bekannt sind, also was alles erfüllt werden muss."
Und Özcan Mutlu sagt: "Es sollte nachgeprüft werden, warum die Firma
viele Dinge im Vorfeld schon wusste." Wenn die NADA dazu nicht in der
Lage sei, sollte die Bundesregierung aufklären, ob da alles korrekt
und transparent gelaufen sei.
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