(ots) - Nur elf Prozent der Deutschen finden, dass es
schon zu viele Ausländer und Flüchtlinge in Deutschland gibt und ein
großer Teil wieder wegziehen soll. 36 Prozent glauben, die Kapazität
sei erschöpft und ein weiterer Zuzug nicht wünschenswert. Der
Auffassung, dass die Zahl der Ausländer und Flüchtlinge ruhig noch
steigen kann, sind allerdings 44 Prozent der Bundesbürger. Denn
Deutschland - so gibt eine überwältigende Mehrheit von 88 Prozent an
- sei längst ein Einwanderungsland geworden. 1995 vertraten diese
Ansicht noch 68 Prozent. Das ist ein Ergebnis einer großen
Forsa-Umfrage für das Hamburger Magazin stern. Das Berliner
Meinungsforschungsinstitut sollte herausfinden, wie die Deutschen
derzeit ihr Verhältnis zu ausländischen Mitbürgern beurteilen, wie
sie die aktuelle Flüchtlingsproblematik einschätzen und welche
Einstellungen sie zur Aufnahme von Flüchtlingen und Asylbewerbern
haben.
Rund jeder Dritte (36 Prozent) sagt, dass in seiner Wohngegend
viele Ausländer - vor allem Türken - leben. Bei 56 Prozent wohnen
nach eigenen Angaben wenige und bei 7 Prozent gar keine Ausländer in
der Nachbarschaft. Die meisten Bundesbürger (59 Prozent) sehen
zwischen Deutschen und Ausländern ein normales nachbarschaftliches
Verhältnis oder meinen, dass man sehr gut miteinander auskomme (29
Prozent). Dass es häufiger zu Reibereien komme, geben acht Prozent
aller Befragten an. Obwohl die Zahl der Ausländer in den neuen
Bundesländern deutlich geringer ist als in den alten, sagen mit 24
Prozent viermal mehr Ost- als Westdeutsche, dass es öfter Reibereien
gebe.
Der Auffassung, dass es zwar nicht zu viele Ausländer in
Deutschland, aber zu viele Flüchtlinge und Asylbewerber gibt, stimmen
41 Prozent aller Befragten zu. 52 Prozent dagegen vertreten diese
Ansicht nicht. 76 Prozent meinen, dass man auf jeden Fall Flüchtlinge
aufnehmen soll, die vor einem Krieg im eigenen Land fliehen. 57
Prozent plädieren für eine unbedingte Aufnahme, wenn Menschen in
ihrem Herkunftsland aus politischen oder religiösen Gründen verfolgt
werden. Die, die hier für sich und ihre Familien "nur" ein besseres
Leben aufbauen möchten, wollen nur 13 Prozent auf jeden Fall
aufnehmen. Dass Deutschland wegen seiner eigenen Geschichte und der
Verbrechen im Nationalsozialismus eine besondere Verantwortung für
Flüchtlinge hat, meint jeder vierte Befragte (26 Prozent). Die
Mehrheit (72 Prozent) stimmt dem nicht zu.
61 Prozent aller befragten Bundesbürger glauben, dass mit etwa
einer halben Million Flüchtlingen, die im laufenden Jahr
voraussichtlich nach Deutschland kommen, die Belastungsgrenze
erreicht sein wird. Dass Deutschland noch mehr Flüchtlinge aufnehmen
könnte, meinen 31 Prozent. Mit einem Flüchtlingsheim in ihrer
Wohngegend hätten zehn Prozent große Probleme, 20 Prozent einige,
weitere 20 Prozent wenige und 49 Prozent keine Probleme. Ein
prinzipielles Engagement in der Flüchtlingshilfe kommt für insgesamt
60 Prozent der Deutschen infrage - entweder durch ehrenamtliche
Unterstützung (40 Prozent), Spenden (34 Prozent) oder andere Hilfen.
Eine breite Mehrheit von 86 Prozent ist dafür, dass es Flüchtlingen
erleichtert werden sollte, eine Arbeit aufzunehmen oder eine
Ausbildung zu beginnen.
Verständnis für die in jüngster Zeit wieder vermehrten Angriffe
auf Flüchtlings- und Asylbewerberheime hat nur eine Minderheit von 16
Prozent der Deutschen. Zwei Prozent davon würden an Protestaktionen
auch selbst teilnehmen, darunter 23 Prozent der Anhänger der AfD.
Eine große Mehrheit von 82 Prozent aber hat kein Verständnis für
solche Angriffe und Protestaktionen. 30 Prozent davon würden sich
sogar an Gegendemonstrationen beteiligen.
Die besten Vorschläge und Konzepte zur Lösung der durch die
Zuwanderung und die hohe Zahl der Flüchtlinge verursachten Probleme
hat nach Meinung von 16 Prozent der Befragten die Union. Sieben
Prozent trauen das am ehesten der SPD zu, sechs Prozent den Grünen,
drei Prozent der Linken und vier Prozent sonstigen Parteien. Zwei
Drittel der Deutschen - nämlich 64 Prozent - trauen das keiner Partei
zu.
Datenbasis: Das Forsa-Institut befragte vom 4. bis 6. August 2015
im Auftrag des Magazins stern 1002 repräsentativ ausgesuchte
Bundesbürger, die durch eine computergesteuerte Zufallsstichprobe
ermittelt wurden. Die statistische Fehlertoleranz liegt bei +/- 3
Prozentpunkten.
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