(ots) - Die Bundeswehr zieht ihre
»Patriot«-Raketenabwehrsysteme, einschließlich der dazugehörigen
Soldaten, aus der Türkei bis Ende Januar ab. Das ist unterm Strich
eine gute Nachricht. Den Blick über den Strich sollte man sich
trotzdem nicht sparen, zeigt er doch bei nüchterner Betrachtung, dass
die von der Bundesregierung für ihre Entscheidung abgegebene
Begründung äußerst fragwürdig ist - genau wie jene für die
Stationierung vor drei Jahren. Jetzt heißt es: Die Bedrohung der
Türkei durch Syrien sei so stark gesunken, dass das NATO-Land die
Unterstützung der Verbündeten nicht mehr brauche. Der Wahrheit näher
wäre es zu sagen: Diese Bedrohung hat es, so wie behauptet, nie
gegeben. Wohl gab es in Grenznähe Einschläge auf türkischer Seite bei
den Kämpfen der syrischen Armee mit Regierungsgegnern. Aber weshalb
hätte die bedrängte Assad-Armee die Türkei angreifen sollen? Ankaras
Kalkül war es wohl vielmehr, die Verbündeten im Falle einer eigenen
Invasion in Syrien zur Waffenbrüderschaft zu nötigen. Im Pentagon
nickte man dazu, und das nibelungentreue Deutschland machte wider
besseres Wissen bei der Alibimission mit. Allerdings fühlte sich
Berlin nun durch die verlogene Kurdenpolitik Ankaras vorgeführt. Da
die »Patriot«-Mission zudem teuer ist und auch die Zahl der maulenden
Bundeswehrsoldaten über Einsatzwidrigkeiten zunimmt, ergab sich eine
Ausstiegschance, die man nutzte. Falsche Begründung hin oder her: Es
ist gut so.
Pressekontakt:
neues deutschland
Redaktion
Telefon: 030/2978-1715