(ots) - Endlich wird amtlich, was ohnehin alle wissen: Die
Zahl der Asylbewerber erreicht einen neuen Rekordstand. Doch
entscheidend ist nicht, ob es 650.000 oder 750.000 Flüchtlinge sein
werden, die in diesem Jahr in Deutschland Zuflucht suchen,
entscheidend ist, dass die Länder der Europäischen Union anfangen,
sich als wirkliche Gemeinschaft zu verstehen und nicht - wie bisher -
als Einzelkämpfer. Immerhin: Auch die Kanzlerin hat nach langem
Zögern und Schweigen erkannt, dass es eben nicht nur das Thema
Finanzen ist, das über das Wohl und Wehe Europas entscheidet, sondern
auch der solidarische und entschlossene Umgang mit dem Zustrom von
Flüchtlingen aus Kriegsgebieten. Statt weiter nur über deren
Verteilung innerhalb der EU zu streiten, muss gemeinsam gehandelt
werden. Vom "nächsten großen europäischen Projekt" spricht Angela
Merkel jetzt, aber dieser späten Einsicht müssen Taten folgen. Es
reicht nicht, auf EU-Ebene zu kritisieren, dass es eigentlich nur
zwei Länder sind, die leistungsfähige Asylstrukturen aufbieten,
nämlich Deutschland und Schweden. Vor der eigenen Tür muss auch
gekehrt werden. "Ich müsste jeden Tag ein Hochhaus bauen, um die
Flüchtlinge unterzubringen", so hat Baden-Württembergs
Integrationsministerin Bilkay Öney die Lage beschrieben. Auch die
Zelte in Bremen sprechen eine klare Sprache. Nur mit großer
Unterstützung des Bundes werden Länder und Kommunen die Lage
meistern. Denn noch einmal: Ob es 650.000 oder 750.000 Flüchtlinge
sind: Es geht nicht um Zahlen, es geht um Menschen.
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