(ots) - Wer die Fußball-Bundesliga liebt, wer nach jeder
Nachricht giert, die sie produziert, der darf jetzt durchatmen. Seit
Montag, 18 Uhr, dürfen die deutschen Klubs keine Spieler mehr kaufen;
die Transferperiode ist vorbei. Wochenlang hat der Fußball eine Art
Domino für Fortgeschrittene vorgeführt: Klub A hat einen Spieler von
Klub B verpflichtet, der sich darauf Ersatz bei Klub C beschaffte.
Dieses Domino hat es immer gegeben. Neu waren das Tempo, mit dem
gezockt wurde - und die Summen, um die es ging. Früher war die
Bundesliga, im Vergleich zu den Ligen in England und Spanien, noch
ein Hort der Vernunft. Jetzt aber ist auch ihr Transfermarkt ein
irrsinniger Ort. Am schönsten lässt sich das an einer Rochade des VfL
Wolfsburg erklären. Die Wolfsburger haben ihr Offensivtalent Kevin De
Bruyne für 75 Millionen Euro an Manchester City verkauft - und das
Offensivtalent Julian Draxler für 35 Millionen Euro von Schalke 04
geholt. Man muss kein Romantiker von vorgestern sein, um solche
Summen pervers zu finden. Sie passen nicht in unsere Zeit; sie wirken
fremd in einer Welt, deren Schlagzeilen von Not und Tod beherrscht
werden. Natürlich kann der Fußball die Probleme dieser Welt nicht
lösen. Aber er darf durchaus einmal überlegen, welches Signal er
sendet, wenn er mit Geldmassen hantiert, als seien sie nichts. Das
jüngste Transfertheater ist ein Symbol dafür, dass der Profifußball
sich immer mehr von der Lebenswirklichkeit der Menschen entfernt.
Dass er eine Art Eigenleben führt. Der Fußball, der ein Volkssport
sein will, ist immer weniger ein Sport fürs Volk. Er, der bisher noch
die verschiedensten Gruppen in unserer Gesellschaft zusammenbringt,
wird ein zunehmend elitäres Produkt. In England, in der steinreichen
Premier League, wo das Spiel des großen Geldes seinen Anfang genommen
hat, lässt sich beobachten, wohin das führen kann: Die
Eintrittspreise in den Stadien sind dort für normale Familien kaum
mehr bezahlbar. Das breite Publikum, das den Fußball durch seine
Begeisterung erst mächtig gemacht hat, verfolgt ihn nur noch im
Bezahlfernsehen. Aus der Ferne.
Pressekontakt:
Weser-Kurier
Produzierender Chefredakteur
Telefon: +49(0)421 3671 3200
chefredaktion(at)Weser-Kurier.de