(ots) - Der Bundesaußenminister ist besorgt. Das Mittelmeer
dürfe kein Massengrab für Flüchtlinge werden. Seine Schlussfolgerung:
Deutschland solle sich an der militärischen Mission zur Bekämpfung
der Schlepper und Schleuser beteiligen, die Flüchtlingen den häufig
einzigen Weg nach Europa bieten - den illegalen, den Weg auf
wackligen Booten, den Weg, der nicht selten in den Tod führt. Doch
die Bekämpfung der Schleuser kann kein einziges Problem lösen. Außer
dem, dass Flüchtlinge zu all ihrem Elend, ihrer Not und
Hoffnungslosigkeit auch noch im Mittelmeer ertrinken. Das tun sie
dann vielleicht in geringerer Zahl. Vielleicht. Die Behauptung, das
Zerstören von Fluchtfahrzeugen sei ein effektives, gar humanes
Vorgehen der EU, ist deshalb schlicht gelogen. Ein
Bauernfängerargument. Ähnlich logisch wäre es, die Laster zu
zerstören, in denen Menschen illegal in die EU einreisen, wenn sie
dabei erstickten. So fragwürdig das Geschäft mit der Not von Menschen
auch ist, die Schlepper sind nur die Kehrseite der Verhältnisse. Ihre
Logik, im Elend der Flüchtlinge einen Vorteil zu suchen, ist
Spiegelbild der Politik des Westens, die dieses Elend wegen eigener
Vorteile mit verursacht hat. Das militärische Vorgehen der EU-Länder,
die sich die Flüchtlinge so vom Leib halten wollen, wirkt beinahe wie
Rache gegenüber jenen, die den Menschen helfen, die Barrieren zu
überwinden. Doch Flucht durch Bekämpfung der Fluchthilfe zu
unterbinden, ist nicht human. Es geht um die Fluchtursachen. Und um
legale Wege nach Europa, so lange es diese Ursachen gibt.
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