(ots) - Erdogan spricht von nichts weniger als der
»völligen Vernichtung« der PKK, jener militanten Organisation der
türkischen Kurden, mit der er bis vor kurzem noch verhandelte. Zwar
war dieser Dialog stets nur informell, aber es gab ihn, und er
brachte gute Ergebnisse in dem Sinne, dass den Kurden eigentlich
selbstverständliche Rechte in Bezug auf Kultur, Sprache und
politische Vertretung endlich offiziell zugestanden wurden. Das
nützte selbstredend auch der gesamten Türkei. Dieser Prozess des
Ausgleichs soll jetzt ein abruptes Ende finden. Die Ausdruckweise des
türkischen Staatspräsidenten ist wohl ganz bewusst so martialisch
gehalten, weil es daran keinen Zweifel geben soll. Und das alles
wegen eines PKK-Anschlags auf Polizisten, der bereits Wochen
zurückliegt? Eine Strafverfolgung der Täter durch den Staat wäre eine
verständliche Reaktion gewesen. Aber die Ausrufung eines
Vernichtungskrieges? So sicher man an der politischen Reife jener
PKK-Führer zweifeln darf, die jene Tat planten, so sicher dürfte auch
sein, dass sie Erdogan nur willkommener Anlass war. Was aussieht wie
ein Amoklauf, ist tatsächlich wohlkalkuliert, um sich der
Kurdenorganisationen entledigen zu können: Der im eigenen Land namens
HDP, obwohl diese sich eindeutig vom militanten Kurs der PKK
distanziert, aber sie ist Erdogan politisch zu erfolgreich. Und der
in der ihm verhassten kurdischen Selbstverwaltung in Nordsyrien, die
wesentlich von der PKK getragen wird.
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