(ots) - Man kann nicht so tun, als bliebe der Zuzug von
vielleicht einer Million Menschen in Deutschland gänzlich ohne
Folgen, wenn man ihnen nur freundlich genug oder - im Gegenteil -
unfreundlich genug entgegenträte. Die erste Folge ist soeben zu
besichtigen. Sie zeigt sich in einem Riss mitten durch die Union. Die
CSU reagiert auf die Flüchtlinge, indem sie von den bisherigen
Regularien der Flüchtlingsabwehr zu retten versucht, was zu retten
ist und dafür sogar den offenen Schlagabtausch mit der
Bundeskanzlerin riskiert. Es spielt sicher auch das Kalkül eine
Rolle, durch lautes Äußern von Ressentiments Wähler vom rechten Rand
an sich zu binden, die man entschwinden sieht. Aber auch Hans-Peter
Friedrich darf zugestanden werden, in Sorge zu sein. Groß ist
tatsächlich der kulturelle Graben, den es zu überwinden gilt. Was er
von Migranten verlangt, ist in Wahrheit eine Leistung, die von der
CSU aussteht, von der Union. Die für Positionslosigkeit oft
gescholtene Kanzlerin ist den Konservativen in ihrer Partei gegenüber
im Vorteil, weil sie Flexibilität aufweist. Es ist gut, dass sie sich
Realitäten nicht verweigert. In der Union kommt es nun zum Schwur,
doch bald wird der Disput über sie hinausgehen. Die Gesellschaft
insgesamt wird die Gretchenfrage beantworten müssen. Obwohl seit
Jahrzehnten gestellt, ist sie bisher offen geblieben. Sie lautet:
Integration oder Assimilation? Letztere zu verlangen, wird immer
unrealistischer. Integration ist der einzig verbleibende Weg.
Integration aber ist eine Aufgabe zweier Partner.
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