(ots) - Kurz vor der Parlamentswahl in Griechenland spricht
sich der Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz für einen Grexit
als Ultima Ratio für Athen aus. "Der Grexit ist keine gute Lösung.
Doch wenn die Troika weiterhin auf Maßnahmen besteht, die die
Wirtschaft abwürgen, sollten die Griechen die Eurozone verlassen",
sagte Stiglitz im Interview mit der in Berlin erscheinenden
Tageszeitung "neues deutschland" (Wochenendausgabe). Die Griechen
müssten zu der Einsicht kommen, dass dieses "Stück Papier" nicht die
europäische Identität definiere. Auch Länder wie Dänemark, Schweden
oder Großbritannien seien ein Teil von Europa, obwohl sie nicht in
der Währungsunion sind. Laut Stiglitz leide die EU an einem
Demokratiedefizit. "Das Problem ist, dass Europa Regeln aufgestellt
hat, die die Menschen in den Mitgliedsstaaten durch Wahlen nicht mehr
ändern können." Sie könnten zwar ihre Stimme immer wieder für einen
neuen Kurs in der Wirtschaftspolitik abgeben, doch dann werde ihnen
gesagt, dass aufgrund der Regeln gar nichts verändert werden könne.
"Das ist nicht gut für eine Demokratie." Die
Kreditgeber-Institutionen forderte Stiglitz auf, ihre Politik
gegenüber Griechenland zu ändern. "Denn das gegenwärtige Programm
macht die Rezession nur schwerer und länger", so der Ökonom. Nötig
sei eine Umstrukturierung der griechischen Schulden, die
wahrscheinlich auch kommen werde. "Vor allem müsste die Vorgabe eines
Haushaltsüberschusses von 3,5 Prozent des BIP auf ein vernünftiges
Maß abgesenkt werden", sagt Stiglitz.
Pressekontakt:
neues deutschland
Redaktion
Telefon: 030/2978-1715