(ots) - Wer viel hat, der trägt auch mehr Verantwortung in
der Welt, lautet die Botschaft, die Franziskus mit großem
Fingerspitzengespür auf dem Capitol Hill vortrug. Der Papst trat
nicht wie ein Strafprediger auf, sondern wie ein gütiger Mahner.
Seine Mission vor dem Kongress bestand darin, Senatoren und
Repräsentanten zu motivieren, die scharfe Polarisierung zu überwinden
und ihre Energie stattdessen für das Gemeinwohl einzusetzen. Dabei
ließ es Franziskus nicht an Deutlichkeit missen. Sein Appell, sich
nicht zum Sklaven der Wirtschaft zu machen, ist ebenso klar wie die
nüchterne Feststellung, dass der Kongress seinen Teil zum Kampf gegen
den Klimawandel beitragen muss. Zudem warnte er vor
Prinzipienreiterei und Schwarz-Weiß-Denken. Dieser Papst ist nicht
nach Washington gekommen, um sich beeindrucken oder feiern zu lassen,
sondern um in Demut Zeugnis abzulegen. Weil er glaubwürdig ist, hören
ihm die Leute auch dann zu, wenn sie nicht in allem mit ihm
übereinstimmen. Ob sein Gewissensappell verfängt, darf dennoch
bezweifelt werden. Angesichts der tiefen politischen Gräben in den
USA käme dies einem echten Wunder gleich.
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