(ots) - Die Linken-Bundesvorsitzende Katja Kipping
kritisiert, dass bei der Wiedervereinigung 1990 der "juristisch
schnelle Weg" gewählt wurde. "Die Chance, die sich 1989/90 auch bot -
einen echten dritten Weg zwischen sozialistischer Staatswirtschaft
und Kapitalismus zu gehen -, wurde nicht einmal in Betracht gezogen",
sagte Kipping in einem Streitgespräch der in Halle erscheinenden
Mitteldeutschen Zeitung (Wochenendausgabe) mit Sachsen-Anhalts
Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU). Haseloff wies Kippings
Vorstellung zurück. "Wir waren bankrott. Wir hatten keine Zeit mehr
zu gucken, was an welchem System besser und schlechter war", sagte
Haseloff. Wenn der Osten nicht schon vor der Wiedervereinigung von
der alten BRD "durch große Transferzahlungen aufgefangen worden wäre,
wäre es in einer Katastrophe gemündet", so der Wittenberger.
Nach Ansicht der gebürtigen Dresdnerin Kipping könne man die
Wiedervereinigung nicht "nur als große Solidaritätsleistung des
Westens erzählen". Der Osten sei "auch als großer Absatzmarkt hinzu
gekommen". Haseloff nannte den Aufbau Ost eine "wahnsinnige
Leistung", von der er nicht gedacht habe, das sie innerhalb einer
Generation zu schaffen wäre. Bei der Privatisierung von
Staatsbetrieben durch die Treuhand räumte Haseloff "Missbrauch,
Fehlentscheidungen und kriminelle Energie" ein. "Das waren aber
schwarze Schafe", sagte Haseloff. Kipping hingegen nannte das Agieren
der Treuhand "alles andere als eine gute Sachverwaltung". "Da ging es
vor allem darum, Betriebe für einen Appel und ein Ei zu verkaufen,
wobei sich einzelne auch noch bereichert haben." Sie wolle den
Bankrott der DDR nicht schönreden. "Aber was übrig blieb, ist dann
von der Treuhand kaputt gemacht worden", sagte Kipping.
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