(ots) - Der diesjährige Friedensnobelpreis ist sicher eine
Ermutigung: Mit dem tunesischen Dialog-Quartett sind jene
ausgezeichnet worden, die in einem Land am Rande des Bürgerkrieges
die Chance auf inneren Frieden wahrten. Es ist auch ein Preis für den
»arabischen Frühling«, der in Tunesien begann, Diktaturen zu Fall
brachte - aber vielerorts in einem Winter aus Terror, Reaktion und
Konflikt erstarrt ist. So betrachtet kommt die Vergabe zu spät. Und
wenn nun oft davon die Rede ist, mit der Ehrung werde ein Zeichen für
friedliche Konfliktlösung gesetzt, wird auch die Überfrachtung mit
Erwartungen kenntlich. Das Vergabekomitee hat dies mit umstrittenen
Auswahlen verstärkt, die sich entweder als falsche Vorschusslorbeeren
herausstellten (Obama) oder es an kritischer Sicht auf die Geehrte
vermissen ließen (EU). Auch die deutsche Debatte über Merkel als
Preiskandidatin stand unter dem Eindruck eben dieser
Erwartungsüberfrachtung - es ging ja nicht darum, die Kanzlerin für
irgendeine friedensstiftende Tat zu würdigen, sondern ihr gegen jene
den Rücken zu stärken, die ihr in denselben im Streit um die
Asylpolitik fallen wollen. Vom Urgedanken des Stifters wäre eine
Vergabe an Merkel so weit entfernt gewesen, wie es jene an Obama oder
die EU waren. Alfred Nobel wollte jene geehrt wissen, die »am
meisten« für Frieden getan haben und damit »im vergangenen Jahr der
Menschheit« nutzten. Wäre dies tatsächlich der Maßstab, es wäre im
Lichte all der aktuellen Kriege vielleicht eher angemessen gewesen,
den Preis in diesem Jahr einzubehalten.
Pressekontakt:
neues deutschland
Redaktion
Telefon: 030/2978-1715