(ots) -
Viele Türken sehen schwarz für die Zukunft. Sie
sind Teil einer politischen Tragödie. Nach dem Terroranschlag in
Ankara wachsen Misstrauen und Angst. Wie gespalten die Türkei ist,
zeigen die Reaktionen nach dem Blutbad in der Hauptstadt. Die
Vertreter aller Parteien im Parlament sind nicht in der Lage, den
schlimmsten Anschlag in der Geschichte des Landes gemeinsam und
geschlossen zu verurteilen. Die Regierung sieht keine Mängel im
Sicherheitsapparat, und die Partei der Kurden (HDP) hält die
Regierung und ihre Hintermänner selbst für mögliche Drahtzieher.
Seit der bitteren Niederlage der machtverliebten und
selbstherrlich auftretenden AKP vor vier Monaten, geschwächt vom
Wahlerfolg der HDP, eskaliert die Gewalt. Kritiker der Regierung
werden mit Prozessen überzogen, als Terroristen bezeichnet, mit
Berufsverboten belegt. Drei Wochen vor der Parlamentswahl trägt sich
die Demokratie türkischer Art selbst zu Grabe und nimmt die Menschen
mit, die für eine freiheitliche und friedvolle Gesellschaft
eintreten.
Sicher ist: Es geht nicht um den Islam, nicht
um die Kurden. Es geht um die Erhaltung der Macht, um die Sicherung
der Pfründe. Ohne Skrupel. Nach der Wahl am 1. November soll alles
besser werden. Darauf setzt auf jeden Fall einer: Präsident Recept
Tayyip Erdogan.