(ots) - Mit einer "Wutrede" hatte Gregor Gysi, bislang
der unbestrittene Frontmann der Linken in Deutschland, vor drei
Jahren in Göttingen seiner Partei die Leviten gelesen. Da war der
Realo Dietmar Bartsch gerade als neuer Parteichef krachend
durchgefallen. Die ganz linken Linken um Sahra Wagenknecht und Oskar
Lafontaine stimmten böse Triumphgesänge an. Die Spaltung der 2007
fusionierten Linken aus PDS (Ost) und der mehrheitlich aus dem Westen
kommenden WASG schien damals besiegelt. Dass es nicht so kam, ist vor
allem dem Moderator Gregor Gysi zuzurechnen. Der redegewandte
Berliner Anwalt spannte immer wieder Brücken vom Realo- zum ganz
linken Ufer. Keiner außer Gysi hätte das geschafft. Nun folgt auf
Gysi das Duo Wagenknecht-Bartsch. Allerdings handelt es sich bei
diesem Polit-Tandem aus Realo und Ultralinks um eine brüchige
Konstruktion. Der Kurs, wohin die Linke mit deutschlandweit recht
stabilen zehn Prozent der Wählerstimmen künftig steuern wird, bleibt
unklar. Bartsch und Co. würden lieber heute als morgen als
Juniorpartner bei Sigmar Gabriel anheuern und die Grünen mit ins Boot
nehmen. Spätestens 2017. Für die Kommunistin Wagenknecht sind bereits
solche Überlegungen Teufelszeug. Sie gefällt sich in theoretischen
Exkursen, mit denen sie ja nicht immer falsch liegt. Reale Politik,
die nur höchst selten der "reinen Lehre" folgt, ist nicht ihr Ding.
Wahrscheinlich wird diese Kluft zwischen Bartsch und Wagenknecht
durch Formelkompromisse zugekleistert. Nach der Bundestagswahl jedoch
muss die Linke Farbe bekennen.
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