(ots) - Ein "Plädoyer für Vernunft in Europa" hat
Jürgen Gros, Mitglied des Vorstands beim Genossenschaftsverband
Bayern (GVB), beim "Wirtschaftstag" der bayerischen Volksbanken und
Raiffeisenbanken in Straubing gehalten. Anlass dafür sind die Pläne
der EU-Kommission, die mehr Wachstum und Beschäftigung schaffen will,
indem sie die Unternehmensfinanzierung stärker auf die Kapitalmärkte
verlagert. Gleichzeitig werden von den Regulierungsbehörden aber
Hürden errichtet, die die bewährte Kreditvergabe durch Banken
einschränkt.
"Deutschland ist nicht England und nicht die USA. Der Kapitalmarkt
löst längst nicht alle Finanzierungsbedürfnisse von Unternehmen",
sagte Gros vor rund 600 Vertretern mittelständischer Unternehmen
sowie von bayerischen Kreditgenossenschaften in der
Joseph-von-Fraunhofer-Halle. Es sei nicht anzunehmen, dass
mittelständische Unternehmen künftig in Scharen an der Börse ihren
Finanzierungsbedarf decken würden. Sie bevorzugen traditionell
Bankkredite. Denn die Finanzierung durch Kapitalmarktinstrumente ist
nur für große Kreditvolumina in Millionenhöhe geeignet, im Vergleich
zum Bankkredit unflexibel und mit umfassenden
Transparenzanforderungen verbunden. Deshalb sagt Gros: "Bei der
Mittelstandsfinanzierung ist nichts hilfreicher als verlässliche
Banken."
Kredite sind das populärste Instrument der Fremdfinanzierung für
den deutschen Mittelstand. Zwei von drei Unternehmen setzen sie laut
einer Studie der Universität Bamberg bevorzugt ein. Allein die
bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken haben derzeit mehr als
40 Mrd. Euro an Firmenkrediten ausgereicht; plus 10 Mrd. Euro, die
über Partner vermittelt wurden. Damit erreichen die
Kreditgenossenschaften einen Marktanteil von 20 Prozent im Freistaat.
"Wer für Beschäftigung und Wachstum ist, darf Mittelstandskredite
nicht durch Regulierungsmaßnahmen verteuern", betonte Gros.
Der GVB-Vorstand wies auf mehrere aktuelle Vorhaben der
Regulierungsbehörden hin, die Darlehen an den Mittelstand verteuern
und verknappen würden. Dazu gehört beispielsweise die im Raum
stehende Abschaffung des Mittelstandsfaktors, der dafür sorgt, dass
Firmenkredite im Vergleich zu risikoreicheren Geschäften günstiger
vergeben werden können. "Die EU-Kommission muss endlich ihr
selbstdefiniertes Ziel, Wachstum und Beschäftigung in Europa zu
fördern, ernst nehmen. Dazu gehört es, den Bankregulatoren, die neue
Hürden für die Unternehmensfinanzierung aufbauen wollen, mutig
entgegenzutreten", forderte Gros in seiner Ansprache. Wer die
Innovationskraft mittelständischer Unternehmen stärken wolle, dürfe
nicht gleichzeitig über Maßnahmen nachdenken, die die Kreditvergabe
erschweren. Der GVB-Vorstand begrüßte deshalb die jüngste Ankündigung
aus der EU-Kommission, zu prüfen, ob die zahlreichen in den
vergangenen Jahren verabschiedeten Maßnahmen der Bankenregulierung im
Sinne der Realwirtschaft sind. Gros: "Hier keimt ein Pflänzchen der
Hoffnung."
Der Genossenschaftsverband Bayern e.V. (GVB) vereint unter seinem
Dach 1.300 genossenschaftliche Unternehmen. Dazu zählen 279
Volksbanken und Raiffeisenbanken sowie 1.021 ländliche und
gewerbliche Unternehmen mit insgesamt 53.000 Beschäftigten und 2,9
Millionen Mitgliedern. Damit bilden die bayerischen Genossenschaften
eine der größten mittelständischen Wirtschaftsorganisationen im
Freistaat. (Stand 30.06.2015)
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