(ots) - Nein, es ist kein Staatsversagen. Äthiopiens Bitte
um internationale Hilfe zur Versorgung von 8,2 Millionen von Hunger
bedrohten Menschen hat nichts mit einer Vernachlässigung der
ländlichen Entwicklung zu tun, wie sie in Afrika seit den 80er Jahren
nahezu flächendeckend stattgefunden hat. Angetrieben vor allem von
einer Öffnung der Agrarmärkte unter der Ägide von Internationalem
Währungsfonds und Weltbank, die den hoch verschuldeten Ländern als
eine Gegenleistung für Kredite auferlegt wurde. Dass in Äthiopien
jetzt, 30 Jahre nach der unvergessenen Katastrophe, die bis zu einer
Million Menschen den Hungertod brachte, die Nahrungsmittel knapp
werden, hat einen simplen Grund: eine Dürre infolge des
Klimaphänomens El Niño, die 2015 eine ganze Reihe afrikanischer
Staaten trifft. Äthiopien ist in normalen Zeiten inzwischen in der
Lage, seine 100 Millionen Menschen selbst zu versorgen - dank
massiver Investitionen in die Landwirtschaft, bei der auf
Subsistenzbauern freilich wenig Rücksicht genommen wurde. In Afrika
ist das die Ausnahme, obwohl es nach Angaben der Weltbank auf dem
Kontinent 400 Millionen Hektar landwirtschaftlich nutzbarer Fläche
gibt. Kultiviert werden aber nur zehn Prozent davon. Das fruchtbare
Afrika kann sich seit den 80er Jahren nicht mehr selbst ernähren. Das
Potenzial ist da - Äthiopien hat das bewiesen. Gegen El Niño ist
jedoch kein Kraut gewachsen. Da ist internationale Soforthilfe
angesagt.
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