(ots) - So hatte es sich wohl keine der beteiligten Seiten
vorgestellt: nicht der russische Außenminister Lawrow, der am Tag
nach dem Abschuss nach Ankara wollte; nicht Frankreichs Präsident
Hollande vor seinem »Anti-Terror-Besuch« am Donnerstag in Moskau; und
auch nicht die US-Regierung, der ein von der Türkei geforderter
NATO-»Bündnisfall« gegen Russland ungelegen kommt. Wenn sie noch bei
Trost ist, fordert auch die Türkei keine militärische Eskalation.
Vermutlich hat keine Seite diese Zuspitzung aktiv herbeigeführt. Aber
beide, Russland und schon länger die Türkei, stecken tief drin im
Syrien-Krieg und liefen sehenden Auges in diese Konfrontation. Es ist
dabei unerheblich, ob die Maschine noch drei Meter auf syrischem
Gebiet war oder nicht. Wenn eine gemeinsame Position zur Verhinderung
weiterer Eskalation Ergebnis der am Dienstag sofort einberufenen
NATO-Tagung sein sollte, hat sie ihren Zweck erfüllt. Russlands
Präsident nannte den Abschuss einen »Schlag von hinten«, »begangen
von Helfershelfern von Terroristen«. Das ist die Wahrheit, die halbe.
Häuptling Putin spricht - ebenso wie seine Amtsbrüder Erdogan,
Hollande oder Obama, wenn es um den »Krieg gegen den Terror« geht,
mit gespaltener Zunge. Ankara/Paris auf der einen und Iran/Russland
auf der anderen Seite verfolgen in Syrien entgegengesetzte
Kriegsziele. In beiden Fällen fokussierten sich diese bislang nicht
auf den Islamischen Staat. Es gibt nur keiner zu.
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