(ots) - Halle. Subjektiv wahrgenommene psychische
Belastungen, die der politische und gesellschaftliche Umbruch 1989/90
in der DDR für viele Menschen mit sich gebracht hat, stehen mit
Risikofaktoren für Herzkreislauferkrankungen und in der Folge auch
mit Erkrankungen wie Schlaganfall und Herzinfarkt selbst in einem
Zusammenhang. Das ist das Ergebnis einer wissenschaftlichen
Untersuchung an der Medizinischen Fakultät der
Martin-Luther-Universität Halle, über die die in Halle erscheinende
Mitteldeutsche Zeitung (Mittwoch-Ausgabe) berichtet. Grundlage dafür
waren zwei bevölkerungsbezogene Studien in Halle und Greifswald.
Insgesamt wurden die Daten von knapp 4000 Menschen ausgewertet. Die
psychische Belastung wurde in einem Wende-Belastungsindex
abgebildet. Dazu wurden die Studienteilnehmer gefragt, ob und wie
stark sich ihre persönliche, berufliche und finanzielle Situation
seit 1990 verbessert oder verschlechtert hat. Das Ergebnis: Mehr
als ein Drittel fühlten sich durch die Wende belastet. "Den größten
Anteil daran haben Veränderungen der der beruflichen Situation", sagt
die Wissenschaftlerin Stefanie Bohley, die die Untersuchung
durchgeführt hat. 36 Prozent der Befragten habe eine berufliche
Verschlechterung wahrgenommen. "Je höher die Wendebelastung, desto
stärker waren die ausgeprägt - mit einer Ausnahme", sagt Bohley. Im
Blickfeld standen das Rauchen, der Bluthochdruck, Diabetes mellitus,
der Cholesterinspiegel, depressive Störungen und der Alkoholkonsum.
Letzterer bildet übrigens überraschenderweise die Ausnahme. "Wir
konnten keinen Zusammenhang zwischen einer hohen Wendebelastung und
vermehrtem Alkoholkonsum feststellen", resümiert Bohley. Interessant
ist, dass der Zusammenhang zwischen Belastung und dem Auftreten der
Risikofaktoren sowie tatsächlicher Herzkreislauferkrankungen bei
Frauen deutlicher zutage tritt als bei Männern. Offensichtlich haben
sich Frauen die Wende stärker zu Herzen genommen.
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