(ots) - Leiharbeiter werden in Konzernen seit Jahrzehnten
mit großer Selbstverständlichkeit als Puffer für konjunkturbedingte
Produktionsschwankungen eingesetzt: Bei guter Auftragslage werden sie
eingestellt, bei schlechter sind sie die ersten, die wieder gehen
müssen. Diese Praxis erspart Unternehmen wie VW die lästigen
Diskussionen mit den Gewerkschaften, die bei Entlassungen der
Stammbelegschaft ein großes Wörtchen mitzureden hätten. Deswegen sind
die Leiharbeiter wohl auch diejenigen, die als erstes die Folgen des
Abgasskandals zu spüren bekommen. Viele Verträge werden auslaufen und
nicht verlängert werden, das deutete sich auf der Betriebsversammlung
am Mittwoch an. Nach geltendem Recht ist daran leider nichts
auszusetzen. Moralisch aber wird man sich die Frage stellen müssen,
warum die insgesamt 6000 Leiharbeiter - immerhin ein Prozent aller
VW-Beschäftigten - seit Jahren mithelfen, Milliardengewinne für den
Konzern zu erwirtschaften, bei schlechten Aussichten wegen des von
der Chefetage selbst verschuldeten Abgasskandals aber als erste die
Konsequenzen tragen müssen. Und nicht nur Leiharbeiter trifft es:
Bonuszahlungen werden sich die Stammarbeiter nächstes Jahr
abschminken können. Ob der Vorstand wenigstens mit gutem Beispiel
vorangeht und freiwillig auf seine Boni verzichtet, ist dagegen
unklar. Es würde den Autobauer nicht aus der Krise hieven, für das
Unternehmensklima aber ein besseres Zeichen setzen als entsorgte
Leiharbeiter.
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