(ots) - »Flüchtlinge« ist eine gute Wahl. Das Wort des
Jahres ist nicht originell wie »Mogel-Motor« oder eine gelungene
Neuschöpfung wie »Grexit«, aber es fasst in einem Begriff das
politisch alles überstrahlende Thema in Deutschland zusammen. Jeder
verbindet damit etwas: den ersten Kontakt zu Syrern im
Begegnungscafé im Pfarrheim, den Deutschunterricht mit Afghanen, das
längst ausrangierte Plüschtier, das ein pakistanisches Mädchen
dennoch glücklich macht, oder auch die Sporthalle, in der nicht
mehr Handball gespielt werden kann, weil dort jetzt Feldbetten
stehen. Die Frage ist nur, ob »Flüchtlinge« das richtige Wort für die
Menschen ist, die zu uns gekommen sind. »Geflüchtete« wäre politisch
korrekt, klingt aber steif und unpersönlich. »Gäste« ist die bessere
Bezeichnung. Sie drückt Willkommensein aus, macht deutlich, dass es
sich bei Flüchtlingen in erster Linie um Menschen und erst in
zweiter Hinsicht um eine logistische Herausforderung für unsere
Gesellschaft handelt. Außerdem signalisiert »Gäste« die Erwartung,
dass sich die Neuen an Gesetze und Regeln halten und dann wieder
gehen, wenn sie Gäste auf Zeit sind, also Einwanderer ohne Anspruch
auf politisches Asyl. »Gäste« ist zwar nicht das Wort des Jahres,
aber das passende für den Alltag.
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Westfalen-Blatt
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