(ots) - Der niedersächsische Ministerpräsident und
Volkswagen-Aufsichtsrat Stephan Weil fordert umfangreiche
Ermittlungen im VW-Abgasskandal. "Ich will, dass die Behörden
intensiv ermitteln und alle rechtstaatlichen Konsequenzen ziehen",
sagt Weil in einem Interview mit dem Hamburger Magazin stern. VW
werde behandelt, wie jedes andere Unternehmen auch. Die Gefahr einer
Einflussnahme durch seine Doppelrolle als oberster Dienstherr der
Justiz und Aufsichtsrat sieht Weil nicht.
Der Diesel-Skandal werde den Volkswagen-Konzern noch "einige
Jahre" beschäftigen: "Es wäre eine Illusion zu glauben, die
Geschichte wäre in ein paar Monaten ausgestanden", so Weil. Man könne
bisher nicht mal garantieren, dass es "keine weiteren bösen
Ãœberraschungen gibt". Wegen des Diesel-Skandals laufen bei der
Staatsanwaltschaft Braunschweig Ermittlungsverfahren gegen den
Konzern. Auch in anderen Ländern, in denen Dieselfahrzeuge mit
Manipulationssoftware verkauft worden sind, ist die Justiz aktiv.
Volkswagen drohen milliardenschwere Strafen und
Schadensersatzforderungen.
Auf die Frage, ob denn die Gewinne bei Volkswagen in diesem Jahr
ausfallen, sagt er: "Das sehe ich noch nicht". Das Land Niedersachsen
stehe langfristig zu seiner Beteiligung: "Man darf sich in guten
Zeiten mitfreuen, sich dann aber in schlechten Zeiten nicht vom Acker
machen."
Die Zukunft von Volkswagen sieht Weil in einem Konzernumbau und
neuen E-Autos. Schon jetzt tue der Konzern da richtig viel.
Allerdings werde die E-Mobilität zu wenig unterstützt: "Fast überall
auf der Welt wird sie staatlich gefördert. Und ausgerechnet das
Automobil-Land Nummer eins meint, darauf verzichten zu können. Ich
halte das für fatal."
Es bestehe die Gefahr, technologisch abgehängt zu werden. "Wir
brauchen Kaufanreize." Die Mehrkosten müssten ausgeglichen werden.
"Schon wenn Kunden die Hälfte der zusätzlich eingenommenen
Mehrwertsteuer beim Kauf eines Elektroautos zurück bekämen, würde das
für einen Schub sorgen."
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