(ots) - Sehnsucht heißt ein altes Lied der Taiga, so sang
Ende der 60er Jahre die unvergessene Schlagerinterpretin Alexandra
mit warmem Timbre tief in die deutschen Seelen hinein. Sehnsucht, so
kann man nun feststellen, hat abermals Hochkonjunktur. Inmitten
mannigfacher Krisen besinnen sich die Deutschen auf ihre
melancholische Mentalität. Und das hat verschiedene Auswirkungen.
Ganz profan steigert es zu Weihnachten die Kauflust. Denn wozu noch
sparen bei den fast Null-Zinsen und der ungewissen Zukunft? Zum
anderen aber steigt doch auch der Wunsch nach Orientierung bei solch
innerer Verunsicherung. Da kommen die Weihnachtsgottesdienste gerade
recht. Tatsächlich rechnen die Pfarrer mit besonders vollen Kirchen
am Heiligabend, denn sie wissen: Krisenzeiten sind Kirchenzeiten. Das
widerspricht auch keineswegs jüngsten Umfragen, wonach nur noch jeder
zweite Bundesbürger eine gewisse Nähe zum Glauben und zur
christlichen Religion empfindet. Egal, Weihnachten wird gern eine
Ausnahme gemacht, Weihnachten ist absolut mehrheitsfähig: Die Kerzen,
die Lieder, der geschmückte Baum, die sakrale Umgebung und die auf
eine überschaubare Stunde erlebte Gemeinschaft - darauf mag man nicht
verzichten. Wie immer auch das Wort "Seelenheil" dabei definiert
werden mag. Und die Pfarrer auf der Kanzel wollen dieses
Sehnsuchtsgefühl nicht mit kritischen Tönen torpedieren. Sie sehen
vielmehr in der Christvesper eine echte Chance für ihre frohe
Botschaft. Und wer weiß, ob nicht doch der ein oder andere von dem
berührt wird, was er da sieht und hört. Sehnsucht, das ist eben mehr
als nur ein altes Lied der Taiga.
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