(ots) - Der britische Kulturtheoretiker Mark Fisher sieht
die Hegemonie des Neoliberalismus nach den Wahlerfolgen von SYRIZA in
Griechenland und der Ernennung von Jeremy Corbyn als Vorsitzenden der
Labour-Partei in Großbritannien als gebrochen an. "Die Rechte ist
fett und dekadent geworden und kann geschlagen werden", sagt Fisher
im Interview mit der in Berlin erscheinenden Tageszeitung "neues
deutschland" (Wochenend-Ausgabe).
Auch für die Linke sei es schwer, diese neue Situation zu
verstehen. Schließlich sei Zeit seines Lebens - Mark Fisher ist ein
Kind der 1960er Jahre - gesagt worden, die Linke sei am Ende. "Wenn
etwas passierte, dann hatte die Rechte einen Masterplan, so dass sie
stets gewann." Sie habe ihre Energie aus der Stimmung erhalten, dass
die Geschichte auf ihrer Seite sei. "Doch dies ist passé."
Anders als in Zeiten der 1968 oder Punk-Bewegung ist für den
Kenner des Pops die gegenwärtige Musik nicht mehr ein Träger dieser
Aufbruchsstimmung. "Die wesentlichen Transformationen kommen heute
aber nicht mehr aus der Kultur, sondern aus der Politik und der
Wiederentdeckung des Sozialen", so Fisher. Den Startschuss habe die
Occupy-Bewegung gegeben, und zwar nicht nur mit ihrem Slogan der 99
Prozent: "Sie gab ihren Teilnehmern ein Gefühl der Zeit wieder, in
der sie weder gestresst waren noch unter Druck standen".
Dass die Innovationen in der Musik seit Anfang des Jahrtausends
massiv zurückgegangen seien, liegt laut Fisher indes am Sozialabbau
und an der Beschleunigung des Lebens: "Ein junger Mensch, der früher
in London stundenlang Musik gehört und gemacht hätte, hat heute
einfach nicht mehr die Zeit dazu. Das liegt zum einen daran, dass er
jetzt die ganze Zeit im Stress ist, Geld zu verdienen. Zum anderen
wird er ständig von Smartphones und Co. attackiert", erzählt Fisher.
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