(ots) - Das waren Zeiten: Etwas mehr als 600000 D-Mark
zahlte das Fernsehen in den Anfangsjahren an die Bundesliga-Klubs, um
aus den Stadien übertragen zu dürfen. Das war in den 60er-Jahren. Im
Jahr 2016 träumen die Bundesliga-Macher davon, bei den Erlösen die
Milliarden-Marke zu knacken. Heute kann der Fan jedes Spiel live
sehen, wenn er denn bereit ist, dafür zu zahlen. Und immer mehr
Menschen sind das offenbar. Fußball in Deutschland boomt wie nie
zuvor. Trotzdem blicken die hiesigen Vereine neidisch nach England,
dort verdienen die Profiklubs noch mehr: fast das Dreifache. Es ist
verständlich, dass die Klubs hierzulande so viel wie möglich
herausholen möchten. Trotzdem muss der Profifußball aufpassen, dass
er sich nicht komplett ans Fernsehen verkauft. Der Grat ist schmal.
Die Sprache hat das längst entlarvt: Die Fans heißen Kunden, die Liga
ist ein Produkt. Und das, was die Bosse für eine Produktoptimierung
halten, geht weiter: Es soll künftig auch am Sonntagmittag und am
Montagabend gespielt werden. Ein Bundesliga-Spieltag würde dann vier
Tage lang dauern. Das wäre zwar immer noch besser als in Spanien, wo
die zehn Erstligaspiele zu zehn verschiedenen Zeiten stattfinden.
Aber die Fußball-Bundesliga bezieht seit Jahrzehnten ihren Reiz auch
daraus, dass es sonnabends die Konferenzschaltung gibt, und dass
spätestens am frühen Sonntagabend ein Spieltag abgeschlossen ist. Das
wird es nicht mehr geben, wenn es nur noch darum geht, immer mehr
Millionen aus diesem Sport herauszuquetschen. Am Ende stünde ein
Verlust an Fußball-Kultur.
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