(ots) - Ãœberraschend ist es nicht, dass einige der
Krankenkassen am liebsten auf die Daten von Fitnessbändern zugreifen
würden. Erstens werden die Armbänder nicht nur bei Sportlern immer
beliebter. Zweitens ließe sich dann ganz einfach kontrollieren, wer
ein paar Kilo zu viel auf den Hüften hat, wer viel oder wenig Sport
treibt, wessen Herzschlag, Kalorienverbrauch oder Blutdruck
besorgniserregend ist oder eben nicht. Unter dem Strich könnten die
Kassen also anhand dieser sensiblen Daten festlegen, wem sie noch
welche Leistung zubilligen. Darum geht es, das ist das Szenario, das
einen beunruhigen muss. Denn keiner wird doch ernsthaft den
Beteuerungen glauben, dass lediglich besonders fitte Beitragszahler
mit Bonuszahlungen belohnt werden sollen - oder man andere auf diesem
Weg zu mehr Gesundheitsbewusstsein motivieren möchte. Dagegen spricht
schon der permanente Kostendruck, der im Gesundheitssystem
allgegenwärtig ist und unter dem auch die Krankenkassen agieren. Je
gesünder ein Versicherter lebt, desto weniger belastet er das enge
Budget. So einfach ist die Rechnung der Kassen. Allerdings werden
auch sie hoffentlich wissen, dass die von Fitnessbändern erhobenen
Werte nicht als alleinige Indikatoren für die Gesundheit eines
Menschen dienen können. Dazu bedarf es immer noch der Beurteilung
durch einen Arzt. Und das ist auch gut so. Etwas anderes kommt hinzu:
Die Daten sind nicht nur das Problem, sondern auch das, was man durch
sie darüber hinaus preisgibt, nämlich seine private Welt. Man gewährt
Einsichten in Verhaltensweisen, in Gewohnheiten, in Schwächen und
Stärken. Kurzum: Man zeigt seinen Lebensstil, der dann von anderen am
Schreibtisch als gut oder schlecht bewertet wird. Will man das
wirklich? Vor allem, wenn es um einen so heiklen und persönlichen
Bereich wie die eigene Gesundheit geht? Jeder Bürger häuft schon
jetzt immense Datenberge an. Allein im Internet lassen viele
Einblicke zu, die sie vielleicht besser nicht zulassen sollten. Genau
deswegen muss politisch darauf geachtet werden, dass der Datenschutz
nicht immer weiter zulasten des Bürgers geschliffen oder ausgehöhlt
wird. Der Weg vom gläsernen Patienten zum gläsernen Menschen ist
nämlich nur ein kurzer. Wer allerdings als Beitragszahler freiwillig
mitmachen möchte, bitteschön, nur zu. Man kann auch niemandem
verbieten, intime Details seines Lebens auf Facebook oder sonst wo zu
veröffentlichen. Jeder, wie er mag. Das darf aber im Umkehrschluss
nicht dazu führen, dass die Kassen Druck auf diejenigen ausüben
dürfen, die sich aus guten Gründen womöglich verweigern. Zur Not muss
dann der Gesetzgeber im Sinne der Patienten handeln. Und zwar nach
dem Motto: Vorsicht vor dem Datenkraken.
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