(ots) - Der Krieg ist in Ankara angekommen oder besser:
dorthin zurückgekehrt. Denn die Vernichtungskampagne des türkischen
Staates, verkörpert in der Politik seines Präsidenten Erdogan, wurde
von ihm voriges Jahr genau dort in der Hauptstadt proklamiert; mit
allen Zutaten einer unversöhnlichen Hasskampagne gegenüber kurdischem
Wunsch nach Selbstbestimmung, in der Türkei und sogar hinter den
Grenzen von Erdogans Machtbereich, in Syrien. Die türkische Führung
beließ es nicht beim Verbalradikalismus. Ihr Mordfeldzug im
kurdischen Südosten der Türkei war blutige Realität und ist nicht
beendet. Den »Krieg gegen das eigene Volk«, den Erdogan permanent in
Syrien anprangert, den führt er selbst und schon etwas länger. Die
Zeit des Dialogs mit Kurdenführern erscheint angesichts der
widerwärtigen Rhetorik Erdogans »vom entschlossenen Handeln bis zur
endgültigen Vernichtung aller Terroristen« wie ein kaum noch
erklärbares Intermezzo. Die Verbündeten wenden sich vorsichtig ab.
Wer möchte sich auch damit gemein machen? Einige aber tun es,
darunter - neuerdings - der König von Saudi-Arabien und - schon
länger, was immer in Kurdistan an Blut fließe - die Kanzlerin. Soll
es doch. Merkel will, dass die Türkei den von ihr gewünschten Job in
der Flüchtlingskrise macht. Basta. Sie nennt das: »Meine ganze Kraft
konzentriere ich auf den europäisch-türkischen Ansatz.« Ergo: Die
Koalition der Willigen ist auch eine der Unbelehrbaren.
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